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„Weser-Park II“statt Ocean-Park?

■ Einzelhandels-Flächen von „jeweils“25-30.000 Quadratmetern sollen auf dem Gelände von Space- und Ocean-Park entstehen

Aufgrund der Probleme, für die Projekte Ocean- und Space-Park die „nachhaltige Rentabilität“plausibel darzulegen, will der Projektentwickler Köllmann-GmbH die Konzepte radikal ändern. Dies geht aus einem internen Bericht für die Wirtschaftsförderungsausschüsse hervor. Für den Space-Park betrug der geplante Einzelhandels-Anteil ursprünglich 6.200 Quadratmeter, „strategische Betreiberpartner“, die Köllmann umwirbt, drängen offenbar darauf, die für die Geschäfte vorgesehenen Flächen auf „25.000-30.000“Quadratmeter zu erhöhen. Das ist die Größenordnung aller Einzelhandelsflächen in Gröpelingen. „Damit wird der Space-Park zum Einkaufszentrum mit Rakete“, zürnt die grüne Abgeordnete Helga Trüpel und lehnte den Plan wegen der „brutalen Konkurrenz für die Innenstadt“ab.

Auch im Falle des Ocean-Parks Bremerhaven sollen statt der bisher vorgesehen 3.000 Quadratmeter nun 25-30.000 Quadratmeter Einzelhandel eingeplant werden. Während bisher davon ausgegangen wurde, daß die Parks mit ihren Touristen-Strömen auch die benachbarten Einzelhandels-Zentren kaufmännisch beleben, würde die neue Konzeption zu einem Verdrängungswettbewerb auch für die Bremerhavener City führen: Supermärkte und Passagen sollen die örtliche Bevölkerung anlocken, um ausbleibende Touristen als Einnahmequelle zu ersetzen.

Die Bremer Wirtschaftsförderungsausschüsse haben gestern dennoch den Sachstandsbericht des Wirtschaftssenators zum Thema Ocean- und Space-Park, der diese konzeptionelle Verschiebung in einem Nebensatz erwähnt, zur Kenntnis genommen. Köllmann hat danach nun Zeit bis zum Sommer, um die nach wie vor offenen Fragen der Finanzierung und des professionellen Betreibers zu klären; gegebenenfalls müssen auch die „Attraktionen“auf eine kleinere Fläche zusammengestrichen werden. Der Bremerhavener grüne Abgeordnete Manfred Schramm teilte mit, er habe sich bei der Abstimmung enthalten; eine „Ausdehnung der Einzelhandelsflächen im Ocean-Park um das fast Zehnfache“dürfe allerdings nicht zum „Ausbluten der Innenstadt“führen und müsse mit dem Einzelhandelsverband „abgestimmt“werden.

Größter ungeklärter Posten bei der Kostenaufstellung ist die Frage der Verkehrsanbindung des Ocean-Parks. Die vom Gutachter empfohlene Shuttle-Version würde zusätzliche 170 Millionen kosten, die die Stadt Bremerhaven aufbringen müßte. Aber schon vor den bisher aufsummierten Infrastruktur-Kosten schrecken die Bremerhavener Politiker zurück, nur hinter vorgehaltener Hand wird über den Verkauf der Bremerhavener Stadtwerke verhandelt. Auf einer SPD-Versammlung in Bremerhaven wurde am Mittwoch abend der Wirtschaftssenator Josef Hattig kritisiert, der erhebliche Zweifel an der aktuellen Konzeption der beiden Projekte geäußert und die Vertagung offiziell verkündet hatte. Mit den konkreten Problemen des Ocean-Park hatte sich aber offenbar keiner der Bremerhavener SPD-Politiker befaßt. So kam Bürgermeister Henning Scherf in die Rolle, den CDU-Wirtschaftssenator zu verteidigen: „Ich bin heilfroh, daß wir einen Wirtschaftssenator haben, der seine unternehmerischen Kompetenzen einbringt.“

In der Handelskammer ist man entsetzt über die neue Perspektive, die vollkommen den „Einzelhandels-Richtlinien“widersprechen würde, die der frühere Präses Josef Hattig mit dem Wirtschaftsressort ausgehandelt hat. Ein kleiner Weser-Park am Rande von Gröpelingen oder direkt neben der Bremerhavener Innenstadt wäre eine Provokation der Kaufleute. K.W.

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