: Vorbild Gütersloh
■ Gezielte Geldbeschaffung via Stiftung
In den Vereinigten Staaten gibt es sie seit knapp achtzig Jahren: sogenannte „Community Foundations“, die gemeinnützige Spenden langfristig bündeln und in der jeweiligen Region einsetzen. Seit 1996 gibt es in Gütersloh nach diesem Vorbild die „Stadt Stiftung“als erste ihrer Art in Deutschland. In Hannover, Wiesbaden und Dresden gibt es Versuche, ähnliche Organisationen aufzubauen. Bald auch in Bremen? Am Donnerstag war der Geschäftsführer, Andreas Schlüter, zu Gast im Presseclub in Bremen, um die Stiftungsarbeit in Gütersloh vorzustellen. Die ersten Stiftungsgelder – zwei Millionen Mark – kamen von einem Aktionär der Bertelsmann-Gruppe. Bertelsmann ist mit seinen zehntausend Beschäftigten in der Region (Gütersloh hat etwa 90.000 Einwohner) auch die treibende Kraft hinter der Stadt Stiftung.
Um Gelder zu beschaffen, wurde ein Ausschuß gegründet, in dem sich Rechtsanwälte und Bankbeschäftigte befinden, die gezielt mögliche Investoren ansprechen. Um die Stiftung in Gütersloh bekannt zu machen, wurde ein Ausschuß gegründet, in dem sich Mitarbeiter von Werbeagenturen und Zeitungen tummeln. Außerdem wurde noch ein Förderausschuß gegründet, der entscheiden sollte, was denn nun zu fördern sei.
Im ersten Jahr widmete sich die Stadt Stiftung der Jugend Güterslohs. Es gibt keine Disco in der ostwestfälischen Stadt – so wurde ein Discobus in die nächsten Städte finanziert. Außerdem wurde eine Inline-Bahn, nächtliche Basketball- Turniere und ein Jugendzentrum bezahlt.
Das Stiftungskapital ist inzwischen auf vier Millionen Mark angewachsen, was nicht zuletzt daran liegt, das ausschließlich Lokalprojekte unterstützt werden. Die ersten Erfahrungen zeigen, daß viele Bürger bereit sind, ehrenamtliche Arbeit zu verrichten, wenn sie bloß organisatorische Hilfestellung bekommen. Die Stadt Stiftung wolle nicht den Haushalt der Stadt decken, sondern Initiativen wecken und fördern, so Schlüter. kade
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen