piwik no script img

Jetzt doch eigenes Profil

■ Bürgernähe reanimiert: SPD-Fraktion will über sich hinauswachsen

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat den Bürger und die Bürgerin wiederentdeckt. Bald soll das auch umgekehrt der Fall sein. Denn die SPD-Wahlergebnisse „sind einem gewissen Schrumpfungsprozeß unterworfen“, stellte der SPD-Fraktionsvorsitzende Holger Christier gestern bedauernd fest. Deshalb soll ab sofort Bürgernähe die Arbeit der 54 sozialdemokratischen Abgeordneten bestimmen. „Bei jedem Tag, an dem nicht mit einem Bürger oder einem Verein gesprochen wurde, müssen wir uns fragen, ob wir ihn richtig verwandt haben“, faßte Christier zusammen, was als neue Marschrichtung auf der SPD-Arbeitstagung der Fraktion am Samstag besprochen wurde.

„Wir sind die größte Fraktion, wir können die meisten Wurzeln in der Stadt schlagen“, so Christier. Folglich werden die ParlamentarierInnen künftig stärker als bisher „in Aktion treten“. In ihrem Stadtteil könnten sie mit den BürgerInnen über „Brücken zur Arbeit“sprechen oder „Sicherheitspartnerschaften“in Gang setzen, etwa in Form von Runden Tischen. Auch zur „Belebung der City“wünscht sich die SPD-Fraktion einen Tisch mit Betroffenen drumrum. „Forum City“soll die Gruppe heißen und vor allem auch „Ansätze aus der Wirtschaft selbst“aufnehmen.

Vermittlungsbedarf zwischen Senat, Verwaltung und Wohnbevölkerung erwartet die Fraktionsspitze auch bei den neuen Fixerräumen. Neben den vier bereits bestehenden (Drob Inn am Hauptbahnhof, Fixstern im Schanzenviertel, Abrigado in Harburg und drug-mobil in Billstedt) sollen drei weitere an bereits bestehenden Beratungsstellen angedockt werden, bestätigte Fraktionsvizin Petra Brinkmann. In Frage kommen das Café Drei in Eimsbüttel, Kodrobs in Altona und möglicherweise die Frauenberatungsstelle Ragazza. In Gesprächen soll für Akzeptanz in der Bevölkerung gesorgt werden.

Unter dem Titel der Tagung, „Innovative und sozial gerechte Metropole Hamburg“, wurde allerdings nicht die Sozialhilfekürzung für Alleinerziehende diskutiert, betonte Christier. Auch „dem Streß der 100 Tage“, eine rotgrüne Bilanz, habe man sich entzogen. Es sei vielmehr darum gegangen „ein gewisses Profil“für die Fraktion zu entwickeln. Silke Mertins

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen