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■ Der König von Hohoe arbeitet in Ludwigshafen als Kfz-MechanikerSeine Majestät im Tiefschnee

Kleinwalsertal (taz) – In seinem Büro im Verkehrsamt des Kleinwalsertals steht Verkehrsdirektor Werner Fink und übt schon mal seine Ansprache: „Königliche Hoheit, wir freuen uns ganz riesig, daß Sie zum Wintersport...“ Die leichte Nervosität ist zu verstehen. Fürsten und Schauspieler, weltbekannte Sportler und Grafen waren schon in der österreichischen Enklave im Allgäu, aber noch nie ein leibhaftiger König. Doch am Abend wird Seine Majestät Togbui Ngoryifia Kosi Olatidoye Céphas Bansah König von Hohoe eine Autorenlesung in einer heimischen Buchhandlung veranstalten und sein neues Buch signieren.

Das ist freilich noch längst nicht das Ungewöhnlichste, daß ein leibhaftiger König ein Buch schreibt und signiert. Doch das Staatsoberhaupt des kleinen afrikanischen Landes ist König quasi im Nebenjob. Hauptberuflich arbeitet er in Ludwigshafen als Kfz-Mechaniker. Als Inhaber einen Autowerkstatt repariert er mit seinen zwei Gesellen und zwei Lehrlingen seit 28 Jahren kaputte Pkws und Landmaschinen.

Allerdings sieht man Céphas Bansah weder den König noch den Kfz-Mechaniker an, wenn man ihn an diesem Wintertag auf der Berghütte beim Mittagessen trifft. Im roten Skianzug sitzt der schwarze Herrscher da, und auf die Frage, wie er denn anzusprechen sei, meint Seine Königliche Hoheit in breitem Pfälzisch: „Während des Interviews mit Majestät, dann können wir uns duzen!“

Was sich hier im Kleinwalsertal zuträgt, ist alles kein Jux. Der Automechaniker Bansah ist tatsächlich ein echter König, das wurde spätestens am Vormittag in seinem Hotel klar. Dort hatte seine Majestät den Königsthron aufbauen lassen. In vollem Ornat und seiner mächtigen Goldkrone auf dem Kopf bat er zu Audienz und Autogrammstunde. Am Nachmittag war er dann mit dem Pferdeschlitten zum Skifahren aufgebrochen. Zuvor gab es noch eine Rast im Berggasthof, wo dem Voodoo- Meister eine zünftige Musik – österreichisch-bayrisch – aufs Ohr gedrückt wurde. Aber seine Majestät nahm es gelassen.

„Ich lebe seit 1970 in Deutschland, ich bin ein alter Pfälzer. Ich habe meinen Landwirtschaftsmeister und meinen Kfz-Meister in Ludwigshafen gemacht“, erklärt er stolz. Und tatsächlich hat er weltweit Schlagzeilen gemacht als „König im Blaumann“. Den größten Teil des Jahres verbringt er in seiner Ludwigshafener Autowerkstatt. Regiert wird per Fax und Telefon, die Amtsgeschäfte leitet in seiner Abwesenheit sein Bruder. „Ich fliege sechsmal im Jahr in meine Heimat und übe dann meine Regierungsgeschäfte aus“, erläutert der König.

„Mein Königreich ist so groß wie Rheinland-Pfalz. Ich habe 206.000 Untertanen und bin vor fünf Jahren gekrönt worden“, erläutert der schwarze Herrscher. Wie die Jungfrau zum Kind sei er zur Königswürde gekommen, erzählt sein weißer Freund, der Ludwigshafener Fußballtrainer Günter Müller: Céphas Bansah sei der einzige Rechtshänder in der Familie gewesen, und so kam es, daß er und nicht sein Vater oder Bruder, an sich die regulären Thronfolger, gekrönt wurde. Aber wenn einmal seine Zeit gekommen ist, wenn er mal einen Nachfolger braucht, ist das kein Problem. „Mein Sohn ist Rechtshänder, und er wird einmal König von Hohoe.“

„Majestät im Blauen Anton“ heißt sein Buch, in dem er von seiner ungewöhnlichen Karriere und von seinem Volk erzählt, dem Volk der Ewe in der Voltaregion. Politisch gehört das Königreich Hohoe zu Ghana. Vor kurzem wurde Céphas Bansha vom Bundespräsidenten empfangen. Und er ist ein Freund des amtierenden Bundeskanzlers. „Ich bin ein Pfälzer, wie Helmut“, sagt der König. Auf seine Freundschaft zum Herrscher des Saumagens angesprochen, schränkt er allerdings ein: „Saumagen habe ich mit Helmut und Hannelore noch nicht gegessen.“ Wie auch, wo er doch fast nur Hagebuttentee trinkt, der weniger zur Lieblingsspeise des Kanzlers passen dürfte.

Die Erlöse aus seinem Buch fließen, ebenso wie Honorare für Fernsehauftritte, in sein Land, wo es dringend für Rollstühle, Krankenwagen, Brückenbauten und Trinkwasseraufbereitungsanlagen benötigt wird. Großes soziales Engagement wird ihm allenthalben bescheinigt. Aber die Regentschaft von König Céphas Bansah ist nicht nur lustig. Das wird sehr schnell deutlich, wenn – nach all den Fragen um das Kuriose – die Rede auf seine Regentschaft in der Heimat kommt. Wenn er über Gnadengesuche bei Verbrechern zu befinden hat, dann greift der freundliche Mann im roten Skianzug äußerst hart durch. „Die Todesstrafe ist normal. Wenn jemand einen anderen umbringt, dann muß er weg. Das ist bei uns so.“ Sein Gesichtsausdruck verändert sich mit einem Mal, und Céphas Bansah gebraucht recht deftige Worte, wenn er von Hinrichtungen in seinem Königreich berichtet. In Hohoe ist der König nicht nur ein Vorzeigeherrscher, da ist er nicht der Kfz-Mechaniker in Arbeitsklamotten, sondern mit ganz erheblicher Machtfülle ausgestattet. Vor einigen Generationen waren seine Vorfahren noch Medizinmänner, Voodoo-Zauberer. „Von uns kam Voodoo in die Karibik und nach Brasilien.“

Ganz anders sein Leben in Deutschland. Hier ist sein Arbeitstag klar geregelt. Von 7 bis 17 Uhr Autowerkstatt, dann eine kleine Pause. Anschließend wird das Land in der Voltaregion regiert. Wenn er aber im Kleinwalsertal auf Skiern steht, mag man kaum glauben, daß das ein in seiner Heimat mächtiger Herrscher ist. Klaus Wittmann

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