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„Alles Handarbeit“

Gesellschaft für den Stationsvorsteher: Zugbegleiterinnen in Lack und Leder  ■ Von Roswitha Tröger

Hamburg privat: Auf dem Bett räkelt sich eine hüllenlose Schönheit, während ihr Liebhaber sich gerade seiner Hosen entledigt und eine nur mit ihren Pumps bekleidete Frau sich anschickt, das Bettgestell zu erklimmen. Damen tummeln sich in Straps und Tanga – bei „Markscheffel & Lennartz“an der Esplanade bleiben keine Wünsche offen. Das „Fachgeschäft für Eisenbahnfreunde“hat im Schaufenster weit mehr zu bieten als Minia-turloks und Eisenbahnwaggons.

Immer wieder bleiben Passanten stehen und lassen den Blick schweifen – von den schwarzen Schienenwagen zu der Szene am rechten Schaufensterrand, wo eine ganze Clique streichholzgroßer Nackedeis ein graues Mercedes-Cabriolet bevölkert. „Die sind speziell für unsere Liegewagen“, erklärt Besitzer Christian Lennartz, der sich die Figürchen extra aus England kommen läßt.

Die Nachfrage, erzählt er, sei groß. Selbst aus Japan kommen die InteressentInnen, auch Frauen gehörten zu den AbnehmerInnen der immerhin 49 Mark teuren metallenen Sammlerstücke. Und wer es etwas härter mag, für den holt er auch schon mal die nächstgrößeren Püppchen in Lack und Leder aus der Glasvitrine. Die allerdings kosten den Eisenbahn-Liebhaber denn auch einen Zehner mehr.

Doch nicht nur die Dame im lila Bademantel läßt Sammlerherzen international höher schlagen, auch die Eisenbahnmodelle – von 300 bis 40.000 Mark – sind eher etwas für den besonderen Geschmack. „Alles reine Handarbeit“, verspricht Christian Lennartz, der neben den barbusigen Schönheiten natürlich auch den normal-biederen Stationsvorsteher im Sortiment hat.

Und ist die etwas andere Schaufensterdekoration schon einmal als anstößig empfunden worden? Der Geschäftsmann schüttelt verwundert den Kopf: „So spießig“, sagt er, seien die Hamburger denn doch nicht.

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