: Wohnungsbau des Bundes weiter abgespeckt
■ Weil weit weniger Bonner als erwartet kommen werden, sollen statt der geplanten 8.000 Neubauwohnungen nur nur noch 4.800 gebaut werden. Umstieg von Mietwohnungsbau auf Eigentumswohnungen. Bündnisgr
Das Bonner Raumschiff in Berlin wird immer kleiner. Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres wurde nun der Bau von Wohnungen für Bundesverdienstete nach unten korrigiert. Statt 2.110 Mietwohnungen, die auf bundeseigenen Grundstücken bis zum Jahr 1999 fertiggestellt werden sollten, sind es nun nur noch 1.800. Dies erklärte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesbauministerium, Joachim Günther, auf eine Anfrage des Berliner SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Behrendt. Gemeinsam mit den geplanten 3.000 Eigentumswohnungen sollen damit nur noch 4.800 Wohnungen für Bonner Abgeordnete und Beamte entstehen. Beim Bundestagsbeschluß zum Wohnungsbau in Berlin war das Bauministerium 1992 noch von 8.000 Neubauwohnungen und 4.000 Alliiertenwohnungen ausgegangen, um den Wohnungsbedarf der Umzügler zu decken.
Hintergrund der jüngsten Korrektur ist eine neue Prognose von Bauminister Eduard Oswald (CSU) über die Zahl der Umzügler vom Rhein an die Spree. Nur noch 9.100 Abgeordnete und Beamte zieht es demnach nach Berlin – Sicherheitskräfte, Flugbereitschaft, Wachbataillon der Bundeswehr und Katholisches Militärbischofsamt eingeschlossen. Noch im letzten Jahr war man im Bauministerium von 12.000 Umzüglern ausgegangen. Grund für den Rückgang ist die zunehmende Zahl von Personaltauschmaßnahmen, bei der zwar die Stelle in die neue Hauptstadt wechselt, nicht aber deren Inhaber.
Für die bündnisgrüne Wohnungsbauexpertin Franziska Eichstätt war die neuerliche Rechnung aus dem Hause Oswald abzusehen. Doch die Schlußfolgerung, nur die Zahl der zu bauenden Mietwohnungen abzuspecken, hält sie für falsch. Der Grund: Von den für die Umzügler bereitgehaltenen 4.000 ehemaligen Alliiertenwohnungen könnte ein großer Teil nicht zur Verfügung stehen. Das wäre dann der Fall, wenn die derzeit in diesen Wohnungen lebenden Zwischennutzer vor Gericht fristlose Mietverträge erstreiten könnten.
Um eventuelle Engpässe in der Wohnungsversorgung der Bonner zu vermeiden, schlägt Eichstätt deshalb vor, das Bonner Wohnungskontingent in den wirtschaftlich angeschlagenen Entwicklungsgebieten Rummelsburger Bucht und Wasserstadt Oberhavel unterzubringen. Damit spare man sich doppelte Erschließungs- und Entwicklungskosten.
Dieser Vorschlag freilich stößt allerdings sowohl in Bonn als auch Berlin auf Granit. Die geltende Beschlußlage, so lautet das Argument, hieße, daß der Berliner Wohnungsmarkt von den Umzüglern nicht tangiert werde. Nicht berücksichtigt bleibt dabei freilich der Umstand, daß der heutige Wohnungsleerstand 1992 noch nicht absehbar war.
Die Krise auf dem Berliner Immobilienmarkt hat inzwischen indirekt sogar das Bonner Wohnungsbauprogramm erreicht. Vor allem die zahlreichen Umplanungen vom Miet- auf den Eigentumswohnungsbau verunsichere manche Investoren, sagt Rainer Emmenlauer von der Firma „Pro Stadt“, die im Auftrag des Bundes zahlreiche Investorenauswahlverfahren organisiert. Der Grund: Beim Mietwohnungsbau werde die Investition direkt subventioniert, beim Eigenheimbau dagegen nur der Erwerber. „Und wenn der sich dann doch woanders umsieht, muß der Investor sehen, wie er seine Eigentumswohnung auf dem Berliner Markt verkauft“, so Emmenlauer. Uwe Rada
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