Kommentar: Laues Lüftchen
■ Warum Hamburgs rot-grüne Koalitionäre sich mit der Bescherung Zeit lassen
Nach 100 Tagen, so ist es Brauch, wird erstmals genauer hingeguckt. Vielleicht, so die Hoffnung, hat sich schon was bewegt? Keine Bange, hat nicht. Rot-Grün in Hamburg ist ein laues Lüftchen, von frischem Wind keine Spur. Aus den zarten Banden der Kooperation zwischen regierungserprobten Sozis und oppositionsmüden Grünen wurden die Fesseln der Koalition.
Für den realregierenden Stillstand sorgen auch die bundespolitischen Verhütungsmechanismen. Erstmal die Wahl im Schröder-Land abwarten und dann des Ewigen Kanzlers erhofftes Ende im September. Vorher, so der ungeschriebene Teil der rot-grünen Koalitionsvereinbarung, wird an der Elbe keinesfalls gegarzweilert.
Doch auch vom Zusammenwachsen dessen, was politisch vermeintlich zusammengehört, ist wenig zu spüren, die Befreiung aus der strukturellen Erstarrung des Voscherau-Jahrzehnts ist nicht einmal als Absicht zu erahnen. Zu bruchlos präsentiert sich die rot-grüne Koalition als Fortsetzung roter, rot-gelber oder rot-grauer Politik mit gleichen Mitteln.
Doch vermutlich trügt, wie so oft, auch dieser Schein. Wahrscheinlich wird hinter den Kulissen des Senatsgeheges, von sämtlichen politischen Beobachtern dieser Medienstadt unbemerkt und den schwierigen globalen Bedingungen zum Trotz, mit Zuversicht und Augenmaß ein kühnes Reformpaket geschnürt, das den Weg ins nächste Jahrtausend weist.
Und wenn, im Herbst, der Kohl ausgesessen haben sollte, dann wird es ausgepackt. Auf die Bescherung wartet ungeduldig Sven-Michael Veit
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