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Mafiosi mit Papiertröte

■ Die Mafia knallbunt als Musical: Roberta Torres „Tano da morire“

Der Titel ist ein Wortspiel, dessen prägnante Kürze funktioniert im Deutschen nicht. Sinngemäß bedeutet der Ausspruch soviel wie: „O Tano! Für dich lohnt es sich zu sterben!“ Und gestorben wird im einzigen italienischen Beitrag zum Forum des jungen Films viel und gerne. Die Ermordung des Padrino Tano Guarrasi zieht andere Verbrechen nach sich, wie das im Mafia-Milieu ja durchaus üblich ist: Am Ende schießen sonnenbebrillte Gangster mit Maschinengewehren in eine Hochzeitsgesellschaft. Haben wir das nicht schon einmal irgendwo gesehen?

Das hat sich auch die seit sieben Jahren in Palermo lebende Regisseurin gedacht, ihren Protagonisten knallbunte Kostüme angezogen und sie zu Rock-and-Roll- und Schlagerrhythmen von Nino d'Angelo singen und tanzen lassen. Und das haben wir noch nie gesehen: Die Altherrenriege von Siziliens Mafia hopst entfesselt vor einer in farbiges Licht getauchten, surrealen Kulisse umher und grapscht sich dabei tuntig an das Hinterteil. Dazwischen: grobkörnige Schwarzweißaufnahmen, die von der Kindheit des Dons erzählen; als Parodie angelegte Fernsehberichte über den Mafia-Krieg und On location-Aufnahmen von Palermo. Geht das?

Und wie das geht, denn die Laiendarsteller der Mafia-Farce sind Einwohner Palermos, die das, was sie darstellen, aus dem eigenen Leben kennen. Den Tano spielt Ciccio Guarino, ein Bäcker, und der ist echter als alles, was einem normalerweise zum Thema Sizilien und Mafia geboten wird. Nach dem Titelabspann gibt es eine Zugabe. Drei Mitglieder der familia sitzen auf einem roten Plüschsofa, blasen in eine Papiertröte und singen: „Wir sind die Mafia“. Schlingensief wäre begeistert. Christian Loeffelbein

Forum: heute, 15 Uhr, Arsenal

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