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Die letzte Reise vor dem Krieg

■ UN-Generalsekretär Kofi Annan soll in Bagdad doch noch eine friedliche Lösung für die Irak-Krise finden. Die Aussichten sind schlecht. Mitarbeiter der Vereinten Nationen in der irakischen Hauptstadt packen bereits die Koffer

Berlin (taz/rtr/dpa) – UN-Generalsekretär Kofi Annan steht vor seiner bisher heikelsten Mission: In Bagdad soll der Chef der Weltorganisation in den nächsten drei Tagen einen friedlichen Ausweg aus der Irak-Krise finden.

Doch die Fronten sind verhärtet. Annan dürfe nicht die Haltung der USA vertreten, hieß es gestern in der irakischen Regierungszeitung al-Dschumhuria (Die Republik). Dahinter verbirgt sich die Forderung, Annan müsse als echter Unterhändler kommen, der um einen Kompromiß feilscht. Doch genau das wollen die USA verhindern. Der UN-General müsse unnachgiebig bleiben, dürfe allenfalls symbolische Zugeständnisse machen, gibt die Clinton-Regierung Annan mit auf den Weg. Und auch wenn der tatsächlich mit einem Kompromißvorschlag aus Bagdad zurückkehren sollte, hält die US-Regierung den nicht unbedingt für bindend. Für den Fall, daß das Ergebnis der Reise den UN-Auflagen oder den Interessen der USA zuwiderlaufe, behalte sich seine Regierung das Recht zum Einspruch vor, kündigte der US-Botschafter bei der UNO, Bill Richardson, an.

Angesichts dieser Perspektiven sind selbst die Vertreter Rußlands nur mehr bemüht optimistisch. Es sehe so aus, als ob die Bedingungen für eine friedliche Lösung günstig seien, erklärte Rußlands Außenminister Jewgeni Primakow gestern sibyllinisch.

Unterdessen erhalten die US-Truppen am Golf Unterstützung aus Belgien. Auf Wunsch aus Washington schickt die Brüsseler Regierung eine Fregatte. Aus Sorge vor einem Krieg packten gestern in Bagdad 31 Mitarbeiter der Vereinten Nationen die Koffer und reisten Richtung Jordanien ab. Die Reduzierung des Personals sei eine „reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte ein UN-Sprecher. Bereits in den vergangenen zwei Wochen hatten 60 UN- Mitarbeiter den Irak verlassen. taud

Tagesthema Seite 3, Bericht Seite 11

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