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Pré-Metro fährt aufs Nebengleis

■ Gutachter: Oberidische Tram durch die Leipziger Straße behindert Autoverkehr weniger als angenommen. BVG-Gutachten bestätigt

Im Streit um eine ober- oder unterirdische Straßenbahn durch die Leipziger Straße wird die oberirdische Variante immer wahrscheinlicher. Denn eine Führung der Tram durch die Straße behindert den Verkehr offensichtlich weit weniger als bisher von der Verkehrsverwaltung angenommen. Das ist der Zwischenstand des abschließenden Gutachtens, das auf einer internen Sitzung der „Steuerungsgruppe“ in der vergangenen Woche vorgestellt wurde.

Das Gutachten wird vom Professor für Verkehrswirtschaft der Uni Hannover, Robert Schnüll, erstellt. In einer ersten Simulation stellte Schnüll fest, daß die optimale oberirdische Lösung ein Gleisbett in der Mitte der Fahrbahn sei, die wie bisher jeweils zwei Fahrspuren erlaubt. Die Behinderung des Autoverkehrs – von der BVG und der Verkehrsverwaltung bisher immer als Argument für die unterirdische Variante der „Pré- Metro“ angeführt – sei dadurch gering.

Die Berechnungen von Schnüll bestätigen ein Gutachten des Berliner Ingenieurbüros Dr.Brenner und Münnich vom Mai 1997 (die taz berichtete). In dem von der BVG bisher unveröffentlichten Gutachten hatte das Büro errechnet, daß die Vorgaben einer oberirdischen Straßenbahnlinie im Fünf-Minuten-Takt und einem Verkehrsaufkommen von 1.600 Fahrzeugen realisierbar seien.

Bei sorgfältig geplanter Trassenführung, einer Harmonisierung von Tram-Fahrten und parallelem Autoverkehr und einer Ampelregelung des Zugangsverkehrs sei eine Verzögerung für die Autos auf höchstens 22 Sekunden reduzierbar. „Bei Einhaltung dieser Grenzwerte kann eine leistungsfähige Abwicklung im Kfz-Verkehr in Verbindung mit einem günstigen Bedienungsangebot für den Straßenbahnverkehr erreicht werden“, lautet das Fazit der BVG-internen Untersuchung.

Die BVG erhofft sich von der Tram durch die Leipziger Straße mit etwa 50.000 Fahrgästen täglich eine der attraktivsten Straßenbahnlinien. Umstritten sind neben der Verkehrsführung allerdings vor allem die Kosten. Während eine überirdische Tram 101 Millionen Mark kosten würde, soll die Pré-Metro 364 Millionen Mark kosten.

Die BVG hat vorgeschlagen, den Betrag vorzufinanzieren, will sich aber dafür für 25 Jahre das Nutzungsrecht sichern und es sich von Berlin mit jeweils 25 Millionen Mark bezahlen lassen. Damit würde die Pré-Metro das Land Berlin statt 364 Millionen Mark insgesamt 625 Millionen Mark kosten.

Im Tauziehen um die Trassenführung wurden bisher viele Varianten diskutiert: Neben der oberirdischen Variante und der Tunnel- Tram wird auch die Umleitung der Tram über die Niederkirchner- und Zimmerstraße und die „Nullvariante“, der Verzicht auf die Bahn, überlegt. Alle diese Varianten soll der Gutachter Schnüll bis zum Frühjahr noch einmal gegeneinander abwägen. Bernhard Pötter

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