: Langes Warten auf die Rechnung
Ständig neue Überraschungen in der neuen Telekomwelt: Monatelanges Telefonieren auf Kredit. Wer in manchen Städten das Ortsnetz wechseln will, landet trotz Netzvorwahl wieder bei der Telekom ■ Aus Köln Thomas Kramer
Wer sich in diesen Tagen über eine ungewöhnlich niedrige Telefonrechnung freut, tut das vielleicht zu früh. Ein komplizierter Datenaustausch beim Call-by-call- Verfahren führt nämlich dazu, daß die meisten Gespräche vom Jahresanfang bisher noch nicht mit den Kunden abgerechnet werden konnten. Beim Call-by-call-Verfahren wählt sich der Kunde mit jedem Gespräch neu in das Netz eines Telekom-Konkurrenten ein – und zwar über eine 010-xy-Vorwahl. Das Gespräch wird dann zu den Tarifen der gewählten Firma abgerechnet. Die Telekom registriert nur die Zeit der Verbindung. Die Preise für diese Telefonate werden dann von der Konkurrenz dem ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom mitgeteilt.
Zu Beginn dieses Monats leitete der größte Telekom-Konkurrent, Arcor, seine ersten Call-by-call- Gesprächsdaten an die Telekom weiter. Bis diese jedoch beim Bonner Plauderriesen den einzelnen Rechnungen zugeordnet und ausgedruckt werden können, vergeht noch einige Zeit. „In den meisten Fällen werden die Verbraucher ihre Januar-Gespräche erst im März auf der Telekom-Rechnung wiederfinden“, bestätigt auch Arcor-Sprecher Christian Rogge.
In den Ortsnetzen Köln und Düsseldorf bieten NetCologne und Isis auch Ortsgespräche an. Colt in Berlin und auch andere Städte wollen folgen. Hier können die Kunden dann vollständig die Telekom verlassen. NetCologne zum Beispiel bietet billigere Ortstarife als die Telekom. Kurioserweise kann man über die 010-xy- Vorwahl des neuen Netzbetreibers das Ortsnetz der eigenen Stadt anwählen (in Köln 01022-0221-...).
Ahnungslose Anrufer, die glauben, auf diese Weise zu einem günstigeren als dem Telekom-Tarif zu telefonieren, erfahren bisher nicht, daß sie bei diesen Umweg-Ortsgesprächen automatisch in das Telekom-Netz zurückgeleitet werden. Offensichtlich ist dies selbst den meisten Telefongesellschaften nicht bekannt. Im Call-Center von NetCologne in Köln hieß es dazu zunächst, ein Call-by-call-Gespräch über eine Vorwahl sei innerhalb der gleichen Stadt nicht möglich. Ähnliche Auskünfte gab es auch bei den Hotlines anderer Telefongesellschaften.
Später korrigierte NetCologne, man habe diese Möglichkeit nun technisch ausgeschlossen. „Nach dem neuen Telekommunikationsgesetz sind Ortsgespräche nicht Gegenstand des Call-by-call-Verfahrens“, erläutert Telekom-Sprecher Walter Grenz. Eine automatische Ansage, die wie bei Ferngesprächen darüber informiert, daß ein Gespräch nicht über das angewählte Netz vermittelt werden kann, sei im Ortsbereich nicht vorgesehen.
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