: Elstes Bären gegen Falkenried
60 Jobs bei Hochbahn-Tochter FFG in Hoheluft bedroht, obwohl Konzernchef und SPD-Promi Günter Elste das Gegenteil versprach ■ Von Heike Haarhoff
Das Wort des Hamburger Hochbahn-Chefs Günter Elste (SPD) ließ viele Beschäftigte der Fahrzeug Werkstätten Falkenried GmbH (FFG) in Hoheluft hoffen: Umzugsbedingt, versprach Elste im Spätsommer, werde bei der 100prozentigen Hochbahn-Tochter FFG keiner der rund 340 Arbeitsplätze abgebaut. Gestern jedoch wurde das Aus verkündet – zumindest für einen Betriebsteil: „In der industriellen Blechfertigung“, bedauerte FFG-Geschäftsführer Wolfgang Graudenz gegenüber der taz, „wird es Ende '98 keine Beschäftigung mehr geben“.
Betroffen seien „40 bis 60 Arbeitsplätze“. Die „Märkte“für die Abteilung, die untere Fahrgestelle für Busse, Heckgerippe und andere Kfz-Teile herstellt, „haben sich verändert. Wir haben keine Auftragsgrundlage mehr“. Viele der Beschäftigten, die zum Teil seit 20 Jahren in der Blechfertigung arbeiten, sind empört – „weil der Elste doch immer was anderes gesagt hat“, klagt einer, der ungenannt bleiben möchte.
Doch der Hochbahn-Chef, zugleich FFG-Aufsichtsratsvorsitzender, will von Wortbruch nichts wissen: „Die Ersatzteilproduktion“, rechtfertigte der langjährige SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft sich gestern, „ist schon seit Jahren im Abflauen“. Das habe was mit „Strukturwandel“zu tun und damit, daß „die großen Konzerne lieber nach Osteuropa gehen“. Die geplante Verlagerung der FFG-Betriebsstätte nach Hummelsbüttel – sie soll Ende 1999 erfolgen – aber sei keineswegs Ursache von diesem „Leidwesen“. Und etwas anderes habe er auch nie behauptet. Im Gegenteil: „Wie die Bären“habe man „um Anschlußaufträge gekämpft“, und darum, „so viel wie möglich an Arbeit zu halten in diesem schönen Unternehmen.“
Auch FFG-Geschäftsführer Graudenz glaubt, daß das Aus auch ohne den Umzug nach Hummelsbüttel unvermeidlich gewesen wäre. Nicht so einer der beschäftigten Facharbeiter: „Wir hatten das Gefühl, daß die seit einiger Zeit gar keine Aufträge mehr akquirierten. Dann wurde gemunkelt, daß einige Aufträge wegen angeblichen künftigen Platzmangels einfach zurückgegeben wurden.“
Tatsächlich ist das Grundstück in Hummelsbüttel kleiner als die Fläche in Sahnelage am Rande Eppendorfs, die die Hochbahn unlängst an eine „Interessengruppe verschiedener Hamburger Investoren“verkaufte. Doch zu beweisen vermag diese Gerüchte niemand.
Der Betriebsrat möchte sich derzeit lieber nicht äußern: „Wir sind in der Phase, das neu zu ordnen“, bedauert Betriebsrats-Vize Bernd Godenschwege, „nach außen keine Stellungnahme“zu geben. Nur soviel: „Wir verhandeln über Sozialpläne.“
Nach Angaben Graudenz' soll etwa ein Drittel der 60 Angestellten auf freiwerdenden Planstellen der FFG weiterbeschäftigt werden. Bei dem Rest müsse über „Umschulung, Abfindung, Sozialplan“nachgedacht werden. Auch Günter Elste gelobt, sich um „adäquate Beschäftigungsmöglichkeiten“im Reich der Hochbahn zu bemühen.
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