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Michael Schindhelm sah in die Theater

„Ich beurteile die künstlerische Qualität des Bremer Theaters unter der derzeitigen Intendanz als überdurchschnittlich gut. Dies ist ohne Einschränkung für jede Sparte in Anspruch zu nehmen. (...)

Ich möchte den Vorschlag machen, das einzig überregional deutlich wahrgenommene Theater-Fe-stival der Stadt Bremen, nämlich den Tanzherbst, finanziell und kulturpolitisch zu stärken. (...) Das Budget für diesen Tanzherbst müßte allerdings deutlich aufgestockt werden.

Im Verhältnis zum Bremer Theater nimmt sich die übrige Theaterszene vergleichsweise klein aus. An allen anderen Theatern ist die Leader-Funktion des Bremer Theaters unumstritten, erfreulicherweise wird dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht als ein Manko, sondern als eine Stärke gesehen. (...) Vor allem beim Jungen Theater wird sich die Frage stellen, wo liegt der eigentliche Schwerpunkt der Arbeit (...). Die relative Homogenität der freien Theaterszene ist sicherlich auch wesentlich darauf zurückzuführen, daß die finanziellen Verhältnisse nicht mehr zulassen, mit maximalem Risiko zu arbeiten. Wer so mit dem Rücken zur Wand steht, wie dies bei den freien Theatern Bremens der Fall ist, der muß häufig den Hut aufhalten und dazu süße Lieder singen. Wenn die Stadt Bremen außerhalb ihres großen Stadttheaters munteres und aufmüpfig-kreatives Theater will, so darf sie diese Szene nicht mit finanziellen Mitteln zum Schweigen bringen. (...) Es bleibt festzuhalten, daß die übrige Theaterszene ebenso wie das Bremer Theater selbst am untersten Level der Finanzierung arbeitet und lebt. (...) Diese Feststellung ist als eine Ermunterung an die Kulturpolitik zu verstehen, der gesamten Szene eine Finanzierungsgarantie zu geben, die keineswegs unter den Level des Jahres 1997 gehen dürfte. Während in der Kulturszene seit Jahren das große Sparen angesagt ist und unter zuweilen erbarmungswürdigen Umständen von den einzelnen Theatern immer noch Titanenhaftes geleistet worden ist, werden außerhalb des unmittelbaren kulturellen Sektors kulturrelevante Großprojekte geplant (...). Mit Blick auf die Aktivitäten des Wirtschaftsressorts (...) drängt sich der Eindruck auf, daß es neben dem des Kulturressorts noch einen zweiten Kulturhaushalt in Bremen gibt. (...) Während also in der subventionierten Theaterszene permanentes Sparen angesagt ist, fließen in andere Kulturprojekte (z.B. Musical) erhebliche Investitionen. (...) Es entsteht der Eindruck, es gibt ein großes politisches Mißtrauen gegenüber den eigenen Kulturinstitutionen, gleichzeitig jedoch großes Vertrauen in diejenigen, die viel Geld versprechen, zuvor jedoch auch erst mal viel Geld brauchen.“

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