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Baurecht für einen neuen Stadtteil

■ Mitte des Jahres sind die Bebauungspläne für das Springer-Areal zwischen Zimmerstraße und Lindenstraße fertig. Die Grundstücke bereits verkauft. Der städtebauliche Entwurf kommt laut Kritikern einer "eie

Nahezu unbemerkt wurde in großem Stil geplant, nun steht die Baugenehmigung kurz vor dem Abschluß. Noch im ersten Halbjahr 1998, bestätigt der Kreuzberger bündnisgrüne Bürgermeister Franz Schulz, werde für das Springer-Areal an der Kochstraße Baurecht geschaffen. Dem Bau eines neuen Stadtteils auf einer Fläche, die so groß ist, wie die debis-Neubauten am Potsdamer Platz, steht damit nichts mehr im Wege.

Derzeit wird im Kreuzberger Stadtplanungsamt fieberhaft an drei Bebauungsplänen für das insgesamt 59.000 Quadratmeter große Gelände gearbeitet. Sie betreffe zum einen den „Welt-Block“ zwischen Markgrafen-, Zimmer-, Charlotten- und Kochstraße, dann das Areal des Springer-Parkplatzes zwischen Koch-, Charlotten-, Ritter- und Lindenstraße sowie das Springer-Stammgelände mitsamt der zum Abriß vorgesehenen Rotationsdruckerei. Während der Springer-Verlag das Stammgelände zum Bau eines Multimedia- Stadtteils selbst nutzen will, betätigt sich der Hamburger Medienkonzern auf den beiden übrigen Blöcken als reiner Projektentwickler. Offenbar mit Erfolg. Noch vor Baubeginn wurde das „Welt-Gelände“ an die Investorengruppe debis/Roeder verkauft. Auch für den Parkplatz, der in Einzelparzellen aufgeteilt bebaut werden soll, gibt es nach Angaben der Hamburger Springer-Sprecherin Fels reges Interesse. Wann jedoch mit dem Bau der einzelnen Blöcke begonnen werde, war aus dem Hause Springer nicht zu erfahren. Bürgermeister Schulz glaubt jedoch an einen möglichst schnellen Baubeginn. Immerhin hat Springer, wie es aus dem Kreuzberger Stadtplanungsamt heißt, ganz schön Druck gemacht. Derzeit, so Schulz, werden die städtebaulichen Verträge, die auch soziale und ökologische Ausgleichsmaßnahmen für die Baudichte vorsehen, ausgehandelt. Noch für das Frühjahr ist dann die öffentliche Bürgerbeteiligung vorgesehen.

Dem Tempo, mit dem Springer auf die Tube drückt, entspricht auch das Verfahren, mit dem der städtebauliche Entwurf für das Gelände durchgedrückt wurde. Ursprünglich hatten die Springer- Oberen den Hamburger Architekten Meinhard von Gerkan als Jury- Vorsitzenden vorgesehen. Doch nachdem Gerkan Kritik an dem „diskursiven Planungsverfahren“, mit dem Springer unmittelbar Einfluß auf die Architekten nahm, äußerte und sich der Springer-Finanzvorstand schließlich für den umstrittenen Entwurf des Londoner Büros Renton, Howard, Wood und Levin entschied, schied Gerkan aus.

Der Entwurf der Londoner, der, wie der Staatssekretär für Stadtplanung, Hans Stimmann (SPD) beklagte, einer „eierlegenden Wollmilchsau“ gleicht, sieht unter anderem für das Parkplatz-Areal eine ineinander verschachtelte Baumasse vor, die vor allem den Zweck hat, möglichst viele individuelle „Adressen“ zu schaffen. Doch die Investoren focht das nicht an. Es wird nach dem Entwurf des Londoner Modells gebaut, bekräftigt noch einmal Springer-Sprecherin Fels. Uwe Rada

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