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Zwei neue Nazi-Vorfälle bei der Bundeswehr

■ „Sieg Heil“-Rufe bei einer Feier in brandenburgischer Kaserne. Soldat, der den Vorfall meldete, wurde zusammengeschlagen. Hakenkreuztätowierung bei einem Rekruten entdeckt

Berlin (taz) – Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt gegen Angehörige der Bundeswehr in zwei rechtsextremistischen Fällen. Die Taten liegen zwei Wochen zurück, wurden allerdings erst am Wochenende öffentlich gemacht. Bei den Tätern handelt es sich um junge Rekruten, die seit dem 5. Januar im IV. Bataillon des Luftwaffenausbildungsregiments im brandenburgischen Holzdorf ihren Grundwehrdienst absolvieren.

Am 19. Februar feierten einige Rekruten in der Kaserne ein Fest, bei dem „Sieg Heil“-Rufe und rassitische Sprüche gegrölt worden seien, auch der „Hitler-Gruß“ sei gezeigt worden. Zwei Soldaten hätten diesen Vorfall sofort dem Unteroffizier vom Dienst gemeldet, teilte das Verteidigungsministerium gestern mit. Der Vorgesetzte habe die Feier abgebrochen und beim Truppendienstgericht Nord eine dreitägige Arreststrafe beantragt. Fünf Tage nach dem Vorfall seien zwei Beschuldigte in das Zimmer des Mannes gekommen, der die Sache gemeldet hatte. Sie hätten den Zeugen verprügelt, geschlagen und ihm das Nasenbein gebrochen. Die beiden Angreifer seien mittlerweile in dreiwöchigem Arrest, so der Ministeriumssprecher. Ihr Opfer, ein 21jähriger Rekrut aus Niedersachsen, sei aus dem Krankenhaus entlassen.

Nähere Angaben zu diesem Vorfall wollte der Sprecher der Hardthöhe gestern nicht machen. Er verwies auf die laufenden Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft erwägt, das Verfahren beschleunigt zu bearbeiten. Dies setzt allerdings voraus, daß die Beschuldigten aussagewillig sind. Wegen gefährlicher Körperverletzung sieht das Gesetz eine Haft bis zu sechs Monaten vor, für die Verwendung von Nazi-Symbolen könnte eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr verhängt werden.

Es war nicht die Bundeswehr, die die Fälle öffentlicht machte. Die Hardthöhe reagierte vielmehr auf einen Bericht in der Regionalpresse. Der Sprecher bestätigte gestern auch das zweite Ereignis. Am Wochenende hatten Vorgesetzte bei einem Rekruten eine Hakenkreuztätowierung auf dem Oberarm entdeckt. „Das mit einer stilisierten Flamme unterlegtes Hakenkreuz wurde bei einer Schwimmstunde bemerkt“, sagte Pressesprecher Josef Krieg. Zudem habe sich der Mann eine „88“ in den Arm stechen lassen. Bei Neonazis steht die Acht für den Buchstaben „H“. Mit „88“ soll „Heil Hitler“ symbolisiert werden.

Auch in diesem Fall prüft die Staatsanwaltschaft Cottbus, wie sie gegen den Soldaten vorgehen kann. Der Rekrut ist noch im Dienst. „Er bleibt auch vorerst in der Truppe, muß seinen Oberkörper aber bedeckt halten“, sagte der Pressesprecher. Notfalls sei das Hakenkreuz mit einem Pflaster abzudecken. Ein Rausschmiß komme nicht infrage, da der Soldat nicht die militärische Sicherheit und Ordnung verletze. Für diesen Nachweis brauche man ein Urteil. Deswegen habe man Strafanzeige gegen ihn erstattet. roga

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