Neulich in der Kulturhauptstadt (2)

Am Anfang, was war am Anfang, natürlich war das Wort am Anfang, und als der Frühling anbrach, die Luft nach Blumen und nach Erde roch, traf das Wort ein anderes Wort, paarte sich mit ihm, und viele kleine Wörtchen erblickten das Licht der Welt: Messecentrum, Stadthalle, Congresscentrum, Bürgerweide, ... Ein jedes Wort klang schöner als das andere, und ein jedes war Sproß aus dieser großen Familie. Doch eines Tages, nachdem ihre Namen längst in der ganzen Stadt (und auch auf dieser Stele in der Sögestraße) annonciert waren, gingen dem Wort die Wörtchen aus. Da kam ein Husar zu Hilfe und sprach: Veranstaltungszentrum, Schankhallen, Sport- und Freizeit-Palast, Musendom, Klangpfad-Ende, ... Wahrlich, es sprudelte nur so aus ihm heraus, weil Frühling war. Und was lernen wir daraus? Daß etwas sehr viel gewichtiger werden kann, wenn man für das nahezu gleiche Ziel mehrere Worte findet. Und zweitens, daß andererseits DesignerInnen nicht zu beneiden sind, wenn ihre wegweisenden Objekte jede Frage nach dem „Wo?“beantworten müssen. Was aber ist, wenn jemand fragt: „Wo ist der Schlachthof?“Oder der Bürgerpark? ck/Foto: T. Vankann