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Bill Gates preist den freien Markt, der ihm fast ganz gehört

■ Software-Krösus sagt vor US-Kongreß zu Monopol-Vorwürfen aus. Hacker greifen erfolgreich eines seiner Betriebssysteme an

Washington/San Diego (AP) – Microsoft-Chef Bill Gates hat sich vor dem Rechtsausschuß des US- Senats gegen den Vorwurf einer wettbewerbswidrigen Monopolstellung seines Software-Konzerns zur Wehr gesetzt. Die aufstrebende Software-Branche sei „eine offene wirtschaftliche Chance für jeden Unternehmer in Amerika“, sagte Gates treuherzig am Dienstag in Washington. Microsoft beherrscht den Markt der Betriebssysteme für Personalcomputer zu über 90 Prozent.

In dem Kartellverfahren geht es konkret um den Vorwurf, daß Microsoft seine Dominanz bei Betriebssystemen (Windows) dazu nutzt, auch bei Internetzugangsprogrammen (Browsern) eine führende Stellung zu erlangen, die bisher noch vom Konkurrenten Netscape gehalten wird.

An der Anhörung im Rechtsausschuß nahm der Hauptgeschäftsführer der Microsoft-Konkurrenz, Jima Barksdale, teil. Barksdale bat die Anwesenden, die Hand zu heben, wenn sie privat einen Personalcomputer nutzen. Mehrere Dutzend meldeten sich. Danach fragte er, wer von diesen nicht das Windows-System einsetzt. Da blieb kaum jemand übrig. „Meine Herren, das ist ein Monopol“, sagte Barksdale. Gates machte hingegen geltend, daß sinkende Preise und immer neue Produktverbesserungen Merkmale für einen offenen Markt seien. Eine Regulierung würde Neuentwicklungen einschränken.

Während Gates noch vor dem Kongreß aussagte, haben Unbekannte Hacker unzählige Computer von Regierungsstellen und Universitäten in den USA zum Absturz gebracht, wie die Zeitung The San Diego Union-Tribune gestern berichtete. Betroffen waren zumeist Computer mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows NT. Die Angreifer nutzten das Internet, um in die Rechner einzudringen. Mit einem Programm wiesen sie die Windows-NT-Computer an, hohe Speicherkapazitäten für die Lösung einer Aufgabe zuzuteilen, die nicht gelöst werden kann. Microsoft-Sicherheitsmanager Ed Muth erklärte, das Unternehmen arbeite an einer Behebung des Problems.

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