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Neue A-Klasse auf der Straße

100 Meter Deutschland: Großdemonstration Hamburger Erwerbsloser gegen Kohl & Co. Arbeitslosenzahl im Februar kaum gesunken  ■ Von Elke Spanner

Geklonte Kohl-Köpfe schieben sich durch die Hamburger Innenstadt, ragen wie Pill-Hühner aus einer schwarz-rot-goldenen Flagge heraus. Erleichterung beim näheren Hinsehen: Es sind nur Masken.

Echt sind hingegen die arbeitslosen Hamburger, die das Konterfei ihres erklärten Sündenbocks tragen. Rund 1000 Arbeitslose und Gewerkschafter zogen am gestrigen Aktionstag auf einer Großdemonstration vom Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof zum Gänsemarkt. Sie folgten der 100 Meter langen Deutschlandfahne mit der Aufschrift: „Deutschland, Land der Arbeitslosen“.

Endlich, so freuten sich VertreterInnen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), „ist sie auf der Straße: Die neue A-Klasse“, wobei das „A“arbeitsamttypisch umkringelt ist. Doch auf der Straße ist nur ein bescheidener Ausschnitt der insgesamt 97.000 erwerbslosen Menschen in der Hansestadt. 97 von ihnen tragen Stelltafeln mit der Aufschrift: „1000 Arbeitslose“– auf daß man sich vorstelle, sie seien nicht von anderen Stelltafeln umringt, sondern von den Menschen, die diese repräsentieren sollen.

Wie schon die Kohl-Masken reduzieren auch die ausgegebenen Parolen das Problem der Arbeitslosigkeit auf die Regentschaft des Ewigen Kanzlers: „Kohl, Rexrodt, Blüm sind unser Ruin“gibt es zu lesen und „Kohl muß weg“in Sprechchören zu hören. Überraschend gesellschaftskritisch klingen hingegen die Rufe der „Linksruck“-Strömung der Jusos: „Der Sozialstaat, der ist krank, das Geld, das hat die Deutsche Bank.“Beim Vorbeiziehen an der Dresdner Bank wird schnell der Firmenname im Sprechchor ausgewechselt – nicht nur Kohl, „auch das Kapital soll sich angesprochen fühlen“, erläutert ein „Linksruck“-Aktivist.

Parallel zu der Demonstration wurden gestern die neuen Arbeitsmarkt-Zahlen bekanntgegeben. In Norddeutschland ist auch im Februar die Zahl der Erwerbslosen weiter angestiegen. In Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein nahm die Zahl der registrierten Fälle um 0,2 Prozent zu; im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es sogar 6,8 Prozent mehr, teilte das Landesarbeitsamt Nord in Kiel mit.

In der Stadt Hamburg sank die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Januar um 1100 auf 97.300. Die Quote liegt nunmehr bei 12,2 Prozent nach 12,3 Prozent im Januar und 11,6 Prozent im Februar vorigen Jahres.

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