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Hamburgs Grüne machen Schule

Auch die GAL legt Sparideen für Lehrende vor: Mehr SchülerInnen in die Leistungskurse, LehrerInnen-Arbeitszeit umverteilen  ■ Von Judith Weber

Die GAL setzt noch einen drauf: Nicht eine, sondern zwei Stunden mehr als bisher sollen die Lehrer Innen an Gymnasien und Gesamtschulen künftig unterrichten, forderten die Grünen gestern. Sie gehen damit über die Sparvorschläge von Schulsenatorin Rosemarie Raab hinaus. Die SPD-Frau wollte die Arbeitszeit an Gesamt- und Berufsschulen sowie an Gymnasien um nur eine Stunde erhöhen, von 24 auf 25 Stunden wöchentlich.

Beide Parteien, SPD und GAL, wollen mit ihren Vorschlägen verhindern, daß sie wegen wachsender SchülerInnenzahlen in den kommenden Jahren rund 1000 neue Lehrerstellen einrichten müssen. Drückt die GAL ihre Pläne durch, würden künftig alle LehrerInnen gleich viel arbeiten. Denn momentan schuften Haupt- und Realschul-Angestellte länger als ihre KollegInneen.

Noch an einem weiteren Punkt will die GAL Sparvorgaben auf Gymnasien und Gesamtschulen türmen: Sie möchte mehr SchülerInnen als bisher in die Leistungskurse stopfen. 22 sollen künftig gemeinsam lernen; bisher waren's maximal 20. Pauken in großen Gruppen fällt auch nicht schwerer als in kleinen, glaubt Christa Goetsch, schulpolitische Sprecherin der GAL in der Bürgerschaft. „Das sind doch erwachsene Menschen. Die haben keine Pubertätsprobleme mehr.“

Problematisch findet sie eher die greisen LehrerInnen. Die, wünscht die GAL, sollen weniger arbeiten, damit jüngere nachrücken können. So könnten schnell 500 BerufsanfängerInnen eingestellt werden, argumentiert Goetsch. Sie will mit einer Kampagne für ein Altersteilzeit-Modell werben. Trotzdem sollen Über-55jährige künftig nicht mehr das Recht haben, bei vollem Gehalt eine Stunde weniger zu arbeiten. Bisher ist das möglich, doch Senatorin Raab will diese Regelung kippen. „Das tragen wir mit“, sagt Goetsch.

Anders als die SozialdemokratInneen will die GAL Stellen schaffen, indem LehrerInnen neue Arbeitszeitmodelle ausprobieren. Sie könnten beispielsweise ihre Stunden pro Jahr abrechnen: Oberstufenlehrer würden zur Abiturzeit viel ackern und sich nacher ein paar Tage frei nehmen.

Wo genau umgeschichtet wird, verhandeln Grüne und SPD in den kommenden Wochen. Geht es nach den Grünen, dürften große Gesamtschulen und Berufsschulen vollkommen allein entscheiden, wo sie knapsen – Hauptsache, sie halten die vorgegebene Sparquote ein. Zudem will die GAL verhindern, daß die Etats der Vorschulen zusammengeschnurrt werden.

Den Koalitionsvertrag zu ändern, wie es Eltern, SchülerInnen sowie Gewerkschaften gefordert hatten, lehnt Goetsch ab: „Das geht an der Realität vorbei“. Und mit der murrenden GEW „haben wir schon einen Gesprächstermin.“

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