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Schulen trennen Jungs und Mädchen

■ PädagogInnen: Strenge Koedukation hat Rollenverhalten nicht aufgehoben

Oldenburg/Hannover. In Niedersachsen werden rund 300 Grundschulkinder im Rahmen eines Schulversuchs für eine Stunde pro Woche wieder getrennt nach Mädchen und Jungen unterrichtet. Ziel des Versuchs ist nach Angaben der Oldenburger Pädagogik-Professorin Astrid Kaiser der Abbau von Aggressivität in den Schulen. Nach dem Motto „Soziale Integration in einer jungen- und mädchengerechten Grundschule“sollten Jungen in getrennten Gruppen Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit lernen.

Offizieller Start für den jetzt in die praktische Phase getretenen Versuch war bereits im Oktober. Beteiligt sind sieben Schulen in Hannover und der Region Oldenburg. Als Versuchszeitraum sind drei Jahre angesetzt.

Kaiser verspricht sich von einer begrenzten Trennung der Geschlechter eine Verbesserung des Klimas in der Schule und einen Abbau überlieferter Rollenzuordnungen. Jungen verhielten sich durch alle Klassenstufen deutlich aggressiv, Mädchen dagegen eher „brav“. Jungen hätten weniger Verständnis für „Menschen, Tiere und Pflanzen“. Mädchen zeigten mehr Hemmungen bei öffentlichem Auftreten. Opfer der Jungen-Aggressivität seien vor allem die Mädchen und ein Teil der Jungen. Trotz Koedukation funktioniere in den Schulen die Einordnung von Mädchen und Jungen in „klassische“Rollen als „heimlicher Lehrplan“weiter.

Eine Rückkehr zu getrennten Schulen habe sie nicht vor Augen, betont Kaiser. Ziel sei im Gegenteil eine „konsequente Koedukation“. Typische Mängel und Rückstände in der Entwicklung ließen sich häufig besser getrennt als gemeinsam aufholen und ausgleichen. So könnten Jungen beispielsweise schon im ersten Schuljahr lernen, ein Frühstück allein zu gestalten. In Bastelübungen könnten sie Rückstände gegenüber den Mitschülerinnen in der Ausbildung ihrer Feinmotorik aufholen. dpa

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