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■ QuerspalteDeformation, professionelle

Das sind ja Zustände! In Freiburg wurde jetzt der Leiter der Drogenfahndung erwischt, als er sich in der Assarvatenkammer mal eben ein Päckchen mit 100 Gramm Kokain besorgte. Nur per Zufall kam man dem Kommissar auf die Spur. Ermittelt wurde eigentlich gegen einen Kollegen der Drogenfahndung. Jener soll Gelder für „Scheinkäufe“ und andere verdeckte Geschäfte unterschlagen haben. Bei dieser Gelegenheit wurde gleichzeitig noch ein dritter Kommissar verhaftet. Er hatte ebenfalls Rauschgift aus Polizeibeständen gestohlen. Natürlich gehörte auch er — wie könnte es anders sein — dem Rauschgiftdezernat an.

Was ist los in Freiburg? Ist dies ein letzter kollektiver Aufschrei der Drogenfahndung, die sich im aussichtslosen Kampf gegen das organisierte Verbrechen nur noch in halluzinogene Welten flüchten kann? Oder will man der zögerlichen Bevölkerung die Notwendigkeit des Lauschangriffs drastisch vor Augen führen: Wenn schon Polizeikommissare koksen, dann kann zu Recht jede (vermeintlich!) brave Bürgerin belauscht werden.

Die zentrale Forderung liegt jedenfalls auf der Hand: Stoppt die Drogenbeschlagnahme. Es ist nicht einzusehen, warum unsere jungen rechtschaffene Drogenkommissare ständig der Versuchung prall gefüllter Kokainbeutelchen ausgesetzt werden. Nur wer keinen Zugang zu Drogen hat, kann auch wirkungsvoll vor Drogensucht bewahrt werden. Das meint auch Innenminister Manfred Kanther. Konsequenterweise müßten auch alle Fortbildungsveranstaltungen für Drogenfahnder abgesetzt werden. Wer weiß, ob sie nicht gerade dort — vielleicht beim Selbstversuch — auf den Geschmack gekommen sind.

Bis auf weiteres jedenfalls sollte sich die Drogenpolizei auf eine neue Aufgabe konzentrieren: Immer wieder finden sich in Drogerien überteuerte Zahnseidebehälter. Hier ist effiziente Hilfe gefragt. Freiheit für alle drogenabhängigen Kommissare! Christian Rath

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