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ÖTV wählt heute neuen Vorsitzenden

■ Zwei KandidatInnen bewerben sich um Kurt Langes Nachfolge

Offiziell kandidieren sie gegeneinander, eigentlich aber doch miteinander. Der 53jährige Uwe Scharf und die 42jährige Susanne Stumpenhusen bewerben sich heute auf der Delegiertenkonferenz um den Vorsitz der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), der mit 115.000 Mitgliedern stärksten Gewerkschaft Berlins. Wer verliert, wird StellvertreterIn. „Es ist keine Kampfkandidatur“, sagte Stumpenhusen, „wir sehen uns als Ersatzteam für Kurt Lange.“

Dessen politische Rolle auszufüllen dürfte auch für zwei Personen schwierig werden. König Kurt Lange amtierte seit 1987 als Chef der ÖTV. An seinem Einfluß und seinen Streikdrohungen kamen nur wenige PolitikerInnen vorbei. Nachdem Lange vehement, aber schließlich erfolglos gegen die Privatisierung der Bewag zu Felde gezogen war, wechselte er im Februar als Arbeitsdirektor in den Vorstand des Energieversorgers – für rund 800.000 Mark jährlich. Der Chefposten bei der ÖTV bringt weniger als 200.000 Mark.

Stumpenhusen studierte Soziologie, Politologie und Theaterwissenschaften, war wissenschaftliche Mitarbeiterin eines Projekts zur gewerkschaftlichen Jugendarbeit und leitete als ÖTV-Sekretärin schließlich die Abteilung Wissenschaft und Forschung. Uwe Scharf dagegen gilt wegen seiner Vergangenheit als Gesamtpersonalratschef der Wasserbetriebe eher als traditioneller Gewerkschafter, den die Arbeiter der landeseigenen Betriebe unterstützen. Beide KandidatInnen wollen Langes Erbe verteidigen – so lange es geht. „Keine Privatisierung“ der Wasserbetriebe, der BVG und der anderen Staatsfirmen, so lautet das gemeinsame Credo. Hannes Koch

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