: Der Kampf um die Sandkiste
■ Beach-Volleyballer gegen Kinder und Eltern: Dicke Luft am Planschbecken im Stadtpark / Schon mehrfach kam die Polizei Von Marlene Reimers
Das Planschbecken im Stadtpark ist ein allseits beliebter Spielplatz. Großstadtkinder buddeln im Sand, schaukeln oder klettern und plätschern zwischendurch im flachen Wasser. Und gelegentlich fliegt ihnen schon mal ein Volleyball um die Ohren.
Denn in Ermangelung eines Strandes entdecken immer mehr Hamburger Beach-VolleyballerInnen das Planschbecken-Areal als bevorzugten Trainingsplatz. Sehr zum Ärger vieler Eltern und Kinder, denn letztere finden immer weniger Platz zum unbehelligten Toben: „Im vorigen Jahr konnte man sich noch arrangieren, zwei oder drei Netze störten nicht weiter“, sagt Nina Thiesemann, die mit ihrer dreijährigen Tochter Sophie regelmäßig hierherkommt. Wenn aber zehn oder zwölf Spielfelder abgesteckt würden, „hört der Spaß auf“.
Auf der runden Sandfläche rings um das Planschbecken hat sich mittlerweile eine bunte Szene aus Vereins- und Gelegenheits-VolleyballerInnen etabliert. „Es werden noch mehr werden“, prophezeit Trainer Marcus Stein vom Farmsener TV: „Beach-Volleyball als kommende olympische Disziplin boomt.“ Wie er beklagen auch Anuschka Vollmann und Janin Wäschel die wenigen Trainingsmöglichkeiten in Hamburg: „Bei gutem Wetter ist es draußen schöner, außerdem sind im Sommer viele Hallen geschlossen.“ Und: „Hier trifft man immer Leute zum Spielen, ohne sich extra zu verabreden.“
Um das Gerangel in der Sandkiste am Planschbecken zu entschärfen, hat das zuständige Gartenbaurevier des Bezirksamts Nord unkonventionell Abhilfe schaffen wollen. Dreihundert Meter entfernt wurde eine Sonderspielfläche für Beach-VolleyballerInnen aufgeschüttet.
Doch die reicht nur für sechs bis acht der 9 mal 18 Meter großen Spielfelder, und um diese entbrennt fast jeden Nachmittag ein harter Verteilungskampf. Wer zu spät kommt, nimmt eben rings ums Planschbecken Kleinkindern den Platz zum Spielen weg. Dort aber „haben Kinder ausdrücklich Vorrang“, betont Egbert Willing vom Gartenbaurevier. „Es geht nicht an, daß ein Verdrängungsprozeß stattfindet.“
Inzwischen ist die Stimmung auf beiden Seiten gereizt: „Wir kommen nach Feierabend extra aus St. Pauli, und jetzt sowas“, empört sich eine Mutter. Wenn gegen Abend auf dem Spielplatz wieder ein Netz nach dem anderen gespannt wird, haben erboste Eltern schon mehrfach die Polizei um Unterstützung gebeten. Die Beamten fordern dann die SportlerInnen auf, die Netze und Begrenzungsbänder wieder zu entfernen.
Viele Beach-VolleyballerInnen finden die Aufregung „albern“. „Die Kinder können doch trotzdem hier spielen“, findet einer. Ein anderer kann die Position der Eltern nachvollziehen: „Wenn ich Vater wäre, würde ich ganz schnell dafür sorgen, daß das hier verboten wird.“
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