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„...und Du hast Dich selbst gewählt“

■ Programm und Strategie der gestern in Berlin gegründeten Partei der letzten Chance (PLC)

„Im Bundestag kannst Du dann machen, was Du willst, im Rahmen der dort geltenden Richtlinien und des Grundgesetzes versteht sich.“

(Gebrauchsanleitung)

Die „Partei der letzten Chance“ gibt sich noch offener als Gregor Gysis bunte PDS-Truppe. Mittun kann buchstäblich jede und jeder. „Wir unterstützen alle Menschen, die sich ein Ziel setzen. Die Menschen sollen sich auf den Weg machen“, erläuterte Carl Hegemann, einer der Gründer der neuen Partei. Die aus Schlingensiefs Verein „Chance 2000“ hervorgehende politisch-künstlerische Gruppierung sei „die Partei der 2000 Ziele“, sagte Hegemann. Nur auf eine Abgrenzung legte er Wert: „Rechtsradikale werden nicht akzeptiert.“ Es sei ein „selbstverständlicher Konsens“, meint der 49jährige Dramaturg, daß es keinen Führerkult gebe.

PLClerInnen sollen sich nicht im Stile von Parteisoldaten hochdienen müssen. Den Parteiunterlagen, die übers Internet abrufbar sind, ist eine Gebrauchsanleitung beigefügt. Danach müssen sich die Kandidaten einen der 328 Wahlkreise in der Bundesrepublik aussuchen. Sie sollen dem zuständigen Kreiswahlleiter dann bis 66 Tage vor der Bundestagswahl 200 unterstützende Unterschriften für ihre Kandidatur überreichen.

Die PLC wünscht sich – wie andere Parteien – Engagement ihrer Kandidaten. Sofern sie „auch selbst mal im Wahlkampfzirkus vorbeikommen“ (der im Berliner Prater gastiert), hilft die PLC ihren Möchtegern-MdBs mit Plakaten aus. Das mittelfristige Ziel der Parteikandidaten ist der Wahltag. Dann nämlich „findest Du Deinen Namen auf dem Stimmzettel. Nun mußt Du ihn nur noch ankreuzen und Du hast Dich gewählt.“

Zweifel an der Seriosität des Unternehmens wiesen die Gründer zurück. „Parteichef“ und Regisseur Schlingensief nehme „diese Menschen absolut ernst“, so Hegemann. cif

Kontakt: www.chance2000.com

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