Griechenland klopft beim Euro-Club an

■ Nach einer deutlichen Abwertung nimmt die griechische Drachme ab heute am Europäischen Währungssystem teil. Damit steigen Athens Chancen, im Jahre 2001 den Euro einführen zu können. Wirtschaftsforscher erwarten mäßigen Euro-Start

Berlin/Brüssel (taz/dpa/rtr) – Sirtaki, Retsina und die Kykladen – diese Freuden können Griechenlandurlauber ab heute billiger genießen: Die griechische Drachme wird um 14 Prozent abgewertet und nimmt damit ab sofort am Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems (EWS) teil. Das beschloß der EU- Währungsausschuß, dem Vertreter der nationalen Finanzministerien und Notenbanken angehören, am Wochenende in Brüssel.

Der Leitkurs der Drachme wurde auf 357 Drachmen für einen Ecu (rund 180 Drachmen für eine Mark) festgesetzt. Damit dürfte Griechenland seine Chancen erhöht haben, von 2001 an Mitglied der Währungsunion zu werden. Denn eines der fünf Maastricht- Kriterien für die Einführung des Euro in einem EU-Land ist eine zweijährige Beteiligung am europäischen Wechselkursgeflecht.

Die schlechten Werte bei den anderen Maastricht-Kriterien haben Griechenland bislang den Zutritt zum Euro-Club versperrt. Mit einem Haushaltsdefizit von 4,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), einer Staatsverschuldung von 108,7 Prozent des BIP und einer Inflationsrate von über 5 Prozent hat das Mittelmeerland im letzten Jahr alle entscheidenden Kriterien verfehlt. Nun hat die griechische Regierung Besserung gelobt: Mit Rationalisierungen und mehr Effizienz sowie Lohnzügelung im öffentlichen Dienst will Athen das Haushaltdefizit endlich unter die berüchtigten 3,0 Prozent drücken. Schon für dieses Jahr werden 2,4 Prozent angepeilt, für 1999 sogar 2,1 Prozent.

Ministerpräsident Costas Simitis erklärte, mit der Abwertung der Drachme werde die Hauptursache für die hohen griechischen Zinsen beseitigt, mit denen man bisher den Kurs der Drachme hoch gehalten habe. Den Schritt zur Teilnahme am EWS, das Kursschwankungen nur innerhalb einer Bandbreite von 15 Prozent zuläßt, bezeichnete Simitis als „Erfolg von historischem Ausmaß“. Der wird die Griechen allerdings teuer zu stehen kommen: Importierte Güter werden nach der Abwertung deutlich mehr kosten.

Nicht am EWS teilnehmen werden weiterhin das britische Pfund und die schwedische Krone. Das irische Pfund wurde vom EU- Währungsausschuß um 3 Prozent aufgewertet und damit an die Bewertung durch die Devisenmärkte angepaßt worden, hieß es in einer Erklärung. Mäßige Wachstumsaussichten für den Euro-Club prognostiziert das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Das BIP der Teilnehmerländer werde 1998 und 1999 voraussichtlich um 2,7 Prozent steigen. Deutschland und Frankreich erteilte das IfW schlechte Noten für ihre bisherigen Bemühungen um einen soliden Haushalt.

Das Münchener Ifo-Institut erwartet in seiner jüngsten Studie, daß die Bedeutung des Euro als Alternative zum Dollar erst mittelfristig zunehme. Zunächst werde der Euro als internationale Währung sogar eine geringere Rolle spielen als Mark oder Franc. nbo