Kommentar: Mißachtete Opfer
■ Wissenschaftsbehörde drückt sich im UKE-Skandal um die Verantwortung
Die Wissenschaftsbehörde läßt die UKE-Patientinnen im Regen stehen. Drei von ihnen kämpfen vor Gericht um Schadenersatz. Eine vierte ist bereits verstorben, ihre Kinder führen den Prozeß weiter. Wie es aussieht, werden sie noch jahrelang warten müssen, bis jemand ihre Strahlenschäden ernst nimmt. Dabei geht es den Frauen Patientinnen nicht in erster Linie ums Geld. Sie wollen angemessen behandelt werden.
Die Hansestadt in Gestalt der zuständigen Senatorin Krista Sager (GAL) übt sich jedoch in Schadensbegrenzung. Niemand kann ihr vorwerfen, sie säße auf dem Geld, daß für die Brustkrebspatientinnen vorgesehen ist. Die Schatullen, aus denen die Millionenbeträge für das Schmerzensgeld kommen sollen, sind ohnehin leer. Auch juristisch macht die grüne Senatorin keine schlechte Figur: Schließlich hat das Oberlandesgericht signalisiert, daß die Rechtslage völlig offen ist. Ein Verschulden des UKE ist nicht bewiesen. Wie großzügig von der Behörde, dennoch einen Vergleich anzubieten und sei er noch so mickrig!
Der bittere Nachgeschmack, den Sagers Vorgehen hinterläßt, rührt daher, daß der nun offiziell rote und grüne Senat die Schadensregulierung im UKE-Strahlenskandal nach sozialdemokratischer Machart verschleppt wie eh und je. Obwohl im Koalitionsvertrag hoffnungsfroh von einer schnellen und unbürokratischen Hilfe für die Betroffenen die Rede ist. Es geht weniger um Glaubwürdigkeit als um Moral. Und vielleicht um eine Senatorin, die demnächst einen Regenschirm braucht.
Lisa Schönemann
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