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Kollektiv auf Abruf

■ Reform der Radio-Bremen-Spitze wahrscheinlich

Eine Reform in der Leitungsspitze von Radio Bremen wird immer wahrscheinlicher. Bei der gestrigen Sitzung des Rundfunkrats sagte SPD-Landeschef Detlev Albers: „Bis Dezember war ich für die Beibehaltung des Direktoriums-Modells. Das hat sich geändert.“Bislang hatten nur CDU und AfB eine Abschaffung des Modells mit vier gleichberechtigten Direktoren und die Wiedereinführung des Modells mit einem hauptverantwortlichen Intendanten gefordert. Die SPD war bisher gespalten. Albers begründet seinen Sinneswandel mit der senderinternen Kritik an der Leitungsspitze.

An die Spitze der KritikerInnen hatte sich eine Zukunftskommission gesetzt, die von Radio Bremens Intendant Karl-Heinz Klostermeier vor einem Jahr einberufen worden war. In einem kürzlich bekannt gewordenen Gutachten warf das siebenköpfige Gremium der Leitung des kleinsten ARD-Senders einen „Mangel an Führung und Verantwortung“vor.

Die Kommission monierte, daß oft ohne Kenntnis der Kosten gewirtschaftet werde und sich mehrere Fernsehspiele sowie die „Melodie“-Welle auf dem dritten Hörfunkprogramm als Flops erwiesen hätten. Außerdem forderte das Gremium aus fünf Journalisten sowie zwei Produktions- und Verwaltungsmitarbeitern die Einführung eines neuen Jugendprogramms.

Karl-Heinz Klostermeier, der den RundfunkrätInnen nur eine gekürzte Fassung dieses Gutachtens übermittelt hatte, wies die Kritik seiner „eigenen“Kommission in fast allen Punkten zurück. Es sei allerdings eine verstärkte Kooperation mit dem Norddeutschen Rundfunk geplant. Ab 20 Uhr sollen z.B die Kulturprogramme zusammengelegt werden. Auf Entrüstung stieß eine Bemerkung des Intendanten: „Ich kann verstehen, daß die Leute in dieser Situation, in der sich der Sender befindet, nach einem Führer rufen. Das war 1932 schon mal so.“„Dieser Vergleich ist schäbig“, entgegnete CDU-Landeschef Bernd Neumann. „Die Kommission hat ein vernichtendes Dokument über Ihre Arbeit verfaßt.“Klostermeier entschuldigte sich später für diesen Vergleich.

Der Medienausschuß der Bremischen Bürgerschaft will auf seiner nächsten Sitzung über eine Änderung der Direktorial-Verfassung beraten.

Die Verträge von zwei der vier Direktoren laufen demnächst aus – der Vertrag mit Verwaltungsdirektor Peter Dany ist bis Ende 1998 befristet, der Kontrakt mit Fernsehchef Rüdiger Hoffmann endet zwei Monate später. ck

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