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■ NachschlagTatsächlich aufgetreten – Foxy Brown schreit in der Columbiahalle

Absagen hatte es in letzter Zeit zur Genüge gegeben: Nas, Mary J. Blige, En Vouge, Puff Daddy, Lil'Kim oder Busta Rhymes haben alle gemeinsam, daß sie HipHop- oder R-'n'-B-Superstars sind und zu den angekündigten Konzerten nicht erschienen. Nur der überlegendäre Wu-Tang Clan ließ sich zwischendurch in der Arena blicken.

Foxy Brown ist aufgetreten. Obwohl sie erst 17 Jahre alt ist und imagemäßig eher als verzogenes Gör denn als Dame von Welt durchgeht. So wenig hatte man mit ihr gerechnet, daß zu Beginn ihrer Deutschlandtournee niemand da war, um sie vom Flughafen abzuholen. Den Weg in die Columbiahalle hat sie trotzdem gefunden.

Dementsprechend neugierig war die Stimmung dort am Dienstag abend: Foxy Brown in echt und dreidimensional, nicht auf MTV – da steht man sich gerne die Beine in den Bauch. Ist sie wirklich so jung? Hat sie tatsächlich so viele Klamotten? Ist sie eine toughe Rapperin?

Der DJ im Vorprogramm erledigt sein Programm in bester Anheizermanier. Er nötigt selbst dem gebannten Publikum noch ein paar „Foxy!“-Rufe ab. Und dann, Licht, Trommelwirbel, Tusch: „Miss Foxy Brown, the ??? Na, na!“ 30 Sekunden versinken alle in Staunen. Das ist sie also, klein und wendig, in knallblauem Pelzmantel und schwarzen Hotpants und Bikinioberteil. 30 Sekunden, dann ist es Essig mit der Faszination. Wir befinden uns wieder auf einem durchschnittlichen HipHop-Konzert. Superstumpf! Der DJ schmeißt das Album des Stars auf den Plattenteller, der Star leiert dazu den Text runter. Foxy Brown schreit ihren Text. Das kann auch an der Anlage liegen, die eigentlich nur brummt oder zwischendurch für Bruchteile von Sekunden komplett den Geist aufgibt. Ihr Co- Rapper will zu allem Überfluß mit dem Publikum dämliche Spielchen veranstalten: Auf Kommando sollen alle „He!“ und „Ho!“ rufen, die Arme hochhalten oder „Berlin!“ rufen. Gnadenlos zieht er das durch. Foxy Brown wechselt noch mal von blauem auf roten Pelzmantel. Das war's dann auch schon. Konklusion: HipHop heute sieht im Video besser aus und hört sich auf CD besser an. Moral: HipHop führt doch in die Jugendkriminalität, denn so ein Quatsch wie ein Foxy-Brown-Konzert kostet 42 Mark. Wie sollen die Kids das wohl finanzieren? Heike Blümner

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