: Hundekot schlimmer als Kriminalität
■ Innensenator stellt Bürgerbefragung der Polizei vor
Hundekot auf den Straßen und zuviel Verkehr bereitet den BürgerInnen in Findorff, Gröpelingen und Bremerhaven-Süd viel mehr Sorge als kriminelle Vorfälle in ihrem Stadtteil. Das ist das Ergebnis einer Bürgerbefragung, die Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) gestern vorgestellt hat. Die Bremer Polizei hatte im letzten Jahr 3.000 zufällig ausgewählte AnwohnerInnen zur Inneren Sicherheit befragt.
Mit 30 Fragen wollte eine Arbeitsgruppe der Polizei die „Kundenzufriedenheit mit dem Dienstleistungsunternehmen Polizei“und das „subjektive Sicherheitsgefühl“der BürgerInnen abklopfen, erklärte gestern Uli Goritzka von der Fragenbogengruppe der Polizei. Doch dramatische Kriminalitätsängste konnten die Befrager nicht aufspüren: Mit 30 Prozent steht für die Findorffer und mit 24 Prozent für die Bremerhavener der Verkehr auf Rang eins der Sorgenliste, gefolgt von Ärger über Hundekot, Schmutz und Müll sowie Farbschmierereien. Das Problem „Kriminalität“kam nur auf 15 Prozent. Die Gröpelinger haben dagegen am meisten Probleme mit „zu vielen Ausländern“im Stadtteil (20 Prozent).
Weiteres Ergebnis: Laut Projektmitarbeiter Uli Goritzka wurden „nur“24 Prozent aller Befragten im letzten Jahr „Opfer einer Straftat“. „Das ist kein dramatischer Wert“, sagt Goritzka, „schon bloße Belästigungen oder Beleidigungen können ja schon als Straftat ausgelegt werden.“Unsicher fühlten sich die BürgerInnen vor allem in Brennpunkten der Stadt. Doch was „Unsicherheit“genau heißt, hätte die Polizei noch nicht erforscht. „Da müssen wir nochmal genau nachfragen“, so Goritzka. Wichtig sei aber erstmal: Die BürgerInnen wünschen sich, daß die Polizei vor Ort möglichst präsent sei.
Soviel Ärger über Schmutz und Dreck war für Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) gestern Anlaß genug, erneut die broken windows-Theorie zu propagieren. Schließlich habe man eine „Tendenz zur Verwahrlosung“in den Stadtteilen festgestellt. Und dies als „wesentlichen Unsicherheitsfaktor“für die BürgerInnen ausgemacht. Jetzt müsse die Polizei eben an diesen Schwerpunkten in den Stadtteilen arbeiten. Denn die BürgerInnen sind am zufriedensten mit der Polizei, wenn sie sich „sicher und wohl fühlen.“Deshalb soll der Modellversuch West der Polizei mit vielen Kontaktbereichsbeamten vor Ort auf die ganze Stadt ausgedehnt werden, kündigte der Innensenator an und stellt damit Weichen für die weitere Zukunft des Dienstleistungsunternehmens Polizei.
kat
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