: Hungerstreik im Todestrakt
Mit einer zweiwöchigen Nahrungsverweigerung haben Todeskandidaten im Bundesstaat Pennsylvania die Rücknahme massiver Haftverschärfungen erkämpft ■ Von Heike Kleffner
Berlin (taz) – Nach einem zweiwöchigen Hungerstreik von 33 Insassen des Todestraktes im Hochsicherheitsgefängnis SCI Greene in Harrisburg hat der US-Bundesstaat Pennsylvania eine Reihe von Verschärfungen der Haftbedingungen zurückgenommen. Den Hungerstreikenden hatte sich auch der ebenfalls im Todestrakt einsitzende schwarze Journalist Mumia Abu-Jamal angeschlossen.
Anfang März hatte die Gefängnisbehörde die Besuchszeiten der 111 Todeskandidaten und ihren Zugang zu persönlichen und juristischen Materialien massiv beschnitten. Seither durften sie nur noch einmal in der Woche eine Stunde lang besucht werden. Wochenendbesuche, für die meisten Angehörigen die einzige Möglichkeit, ihre Verwandten zu sehen, wurden ganz gestrichen.
Ohnehin finden sämtliche Besuche – sei es von Anwälten oder engen Verwandten – immer mit Trennscheibe und ständiger Überwachung durch das Gefängnispersonal statt. Die Todeskandidaten sind währenddessen an Händen und Füßen gefesselt und werden vor und nach den Besuchen einer Ganzkörperkontrolle unterzogen. Anwälte, die ihren Mandanten Aktenmaterial zeigen wollen, müssen ihre Papiere den Schließern aushändigen.
Am härtesten traf die Männer allerdings eine andere Schikane: Bei einer Zellenrazzia am 5. März entfernte das Gefängnispersonal in den Zellen im Todestrakt alles, was als „nicht der Norm entsprechend“ angesehen wird: Briefe, Fotos, Akten zu den eigenen Fällen, Bücher und juristische Nachschlagewerke, Uhren, Kleidung. Anschließend wurde den Gefangenen angeboten, die beschlagnahmten Materialien entweder auf eigene Kosten an Verwandte schicken zu lassen – oder sie dem Gefängnispersonal zur Vernichtung zu überlassen.
Über die Konsequenzen dieser Maßnahmen schrieb Mumia Abu- Jamal: „Die Tatsache, daß wir jetzt unsere juristischen Materialien und die Akten zu unseren eigenen Fällen nicht mehr auf den Zellen haben dürfen, bedeutet, den Weg zur Hinrichtung zu beschleunigen. Alle Gefangenen sind darauf angewiesen, ihre Fälle gemeinsam mit den Anwälten zu bearbeiten – sofern sie sich überhaupt Anwälte leisten können. Wir müssen die Möglichkeit haben, uns selbst zu verteidigen. Aber mit den neuen Anordnungen ist uns der letzte Strohhalm genommen worden.“
Besucher berichteten von einem mittellosen Gefangenen, der die Versandkosten für sein Hab und Gut nicht aufbringen konnte und dessen gesamtes Aktenmterial von Schließern einfach weggeworfen wurde. Pennsylvanias Rolle rückwärts wurde auch durch die neue Kleiderordnung für die Todeskandidaten symbolisiert: Sie müssen seit Anfang März einen schwarzweiß gestreiften Baumwolloverall tragen.
In ihrem Hungerstreik sahen die Gefangenen die einzige Möglichkeit des Protestes. Am Donnerstag konnten sie einen teilweisen Erfolg vermelden und den Hungerstreik aussetzen: Die Einschränkung der Besuchs- und Telefonzeiten und die Kleiderordnung wurden rückgängig gemacht. Unklar war noch, wieviel sie von ihrem Besitz zurückerhalten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen