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Bahn verzichtet auf Lufthansa-Kunden

■ Lufthansa will innerdeutsche Zubringerflüge durch Bahnfahrten ersetzen. Doch die Bahn kann das Gepäck nicht transportieren

Berlin (taz) – Verkehrte Welt: Die Lufthansa will Fluggäste an die Bahn abgeben, die Bahn aber will sie nicht haben. So jedenfalls sieht es die Lufthansa. Aber von vorn. Seit einigen Jahren verhandelt ein Arbeitskreis aus Lufthansa, Deutscher Bahn und der Flughafen Frankfurt Main AG über ein neues Projekt, den kombinierten Bahn- Flug-Verkehr. Reisende, die mit Lufthansa ins ferne Ausland wollen, müssen über Frankfurt fliegen. Den Zubringerverkehr aus den anderen deutschen Städten möchte die Lufthansa nun vermehrt über die Bahn abwickeln – insbesondere auf den kurzen Zubringerstrecken aus Köln, Nürnberg, Stuttgart und Düsseldorf, von wo aus die Lufthansa ihre defizitären Flüge nach Frankfurt lieber heute als morgen einstellen würde.

Doch damit die Fluggäste nicht zu den Konkurrenz-Airlines abspringen, möchte die Lufthansa Kunden, die per Bahn anreisen, den üblichen Service garantieren. Die Bahn-Flug-Reisenden sollen ihr Gepäck gleich am Heimatbahnhof einchecken können, um es dann loszusein. Immerhin sind es im Schnitt 14 Kilo Gepäck, die ein Fluggast mit sich schleppt.

Die Gelegenheit dafür ist günstig. In zwei Jahren soll der neue ICE-Bahnhof Flughafen-Frankfurt in Betrieb genommen werden. Der könnte gleich so gebaut werden, daß die Lufthansa-Kunden ihren Weg direkt zum Terminal finden. Ihr Gepäck würde derweil, so schwebt es der Lufthansa vor, in Container verstaut direkt in den Flieger gebracht. Dafür müßte die Bahn einen Waggon im Zug mit einer Ladeluke für die Koffer-Container ausstatten. Allein durch Streichen der Flüge aus Köln, Düsseldorf und Stuttgart, rechnet Lufthansa vor, könnte die Bahn 1,5 Millionen Fahrgäste hinzugewinnen. Ein Konzept, bei dem jeder gewinnen könnte: Die Lufthansa kann Verluste wegdrücken, denn 1996 konnte sie auf keiner innerdeutschen Route Geld verdienen – der Gesamtverlust lag in dreistelliger Millionenhöhe. Außerdem hofft die Lufthansa per Bahn auch auf eine komfortable Anbindung an kleinere Städte ohne Flughafen, mit der sie Konkurrenten wie British Airways oder KLM ausstechen könnte. Die Flughafen AG bekäme wertvolle Slots, also Start- und Landefenster, auf ihren überfüllten Flughafen frei. Wenn dort statt Kurzstrecken-Kleinjets mehr Übersee-Jumbos fliegen würden, kämen auch mehr Fluggäste und damit mehr Einnahmen. Und die Bahn schließlich hätte mehr Fahrgäste.

Und trotzdem ziehen sich die Verhandlungen schon über Jahre hin. Das Problem: Die Bahn hat ihre neue Zuggenerationen ICE2 ohne Gepäckabteil geplant. Die Haltezeiten für die ICEs liegen zwischen ein und zwei Minuten. In dieser Zeit einen Container einzuladen ist schwer – und die Bahn müßte diese Gepäcklogistik gleich für 72 Bahnhöfe lösen. „Wir können deswegen unsere Zugverbindungen nicht langsamer machen“, sagt Bahnsprecher Martin Katz, „das wäre kontraproduktiv.“ Die Flughafen AG will nun auf dem neuen Bahnhof Frankfurt-Flughafen eigene Check-In-Schalter einrichten. Matthias Urbach

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