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Kohl kümmert sich um Mahnmal

■ Der Kanzler möchte Entscheidung für Holocaust-Gedenkstätte vorantreiben. Er macht seine Vorliebe für den Entwurf von Eisenman/Serra deutlich und lädt die Künstler zum Gespräch.

Berlin (dpa) – Bundeskanzler Helmut Kohl hat seine persönliche Zustimmung zum Holocaust- Mahnmal-Entwurf von Peter Eisenman und Richard Serra signalisiert und will mit den beiden amerikanischen Künstlern zusammentreffen. Der Kanzler halte den Entwurf für das geplante Mahnmal in Berlin grundsätzlich für geeignet, einen breiteren Konsens über die Gestaltung des geplanten Denkmals für die ermordeten Juden Europas zu ermöglichen, sagte gestern der Staatsminister beim Bundeskanzler, Anton Pfeifer. Die beiden Künstler waren gebeten worden, ihren Entwurf zu präzisieren. Eisenman und Serra kamen dieser Bitte inzwischen nach.

Laut Pfeifer bleibt es auch bei der grundsätzlichen Haltung des Bundes, das Denkmal auf dem dafür vorgesehenen Grundstück zu errichten. Der Bund stelle dieses Grundstück unentgeltlich zur Verfügung und werde sich an der Finanzierung beteiligen. Das noch ausstehende Gespräch zwischen den drei Auslobern des Wettbewerbs – dem Bund, dem Land Berlin und dem Förderverein – solle stattfinden, sobald die Voraussetzungen für eine definitive Entscheidung zwischen den vier in der engsten Wahl stehenden Entwürfen vorlägen.

Zahlreiche Persönlichkeiten, darunter Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, sowie Schriftsteller und Künstler, hatten für eine erneute Denkpause beziehungsweise Verschiebung des Mahnmal-Baus plädiert.

Der Entwurf von Eisenman und Serra sieht ein begehbares Labyrinth von 4.000 Betonpfeilern vor. „Wir wollen versuchen, ein Gefühl von Einsamkeit zu vermitteln. Es entsteht, wenn man zwischen den Betonpfeilern wandelt“, sagte Eisenman. Ihr Entwurf sei oft mißverstanden worden, argumentierten die Künstler. Keineswegs würden die Besucher in ein Feld hineingehen, das wie eine undurchdringliche Wand sei.

Die 4.000 Pfeiler stünden in einem Feld, das unterhalb des Straßenniveaus liege. Vom Bürgersteig aus könne man über das gesamte Mahnmal hinwegblicken. Das Mahnmal sei vor allem ein Erinnerungsraum, den jeder selbst füllen müsse.

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