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Unis beschließen Selbstverstümmelung

■ Die Hochschulen schrumpfen um ein Drittel. HU fürchtet um ihre „Exzellenz“. FU: Weniger Fachbereiche, halbierte Professorenstellen

Ein Drittel ihrer Professuren müssen die Berliner Universitäten in den nächsten Jahren einsparen. Von 1.500 auf 1.000 soll die Zahl der Planstellen sinken. Im Zeichen dieser Vorgaben stehen die Strukturpläne, die die Uni-Gremien diese Woche schmieden.

Auf den ersten Blick ist die HU von den Kürzungen scheinbar am wenigsten betroffen, weil sie nur rund ein Fünftel ihrer Professorenstellen einsparen muß. Doch sind die Studierendenzahlen in den letzten fünf Jahren von unter 20.000 auf weit über 30.000 gestiegen, an Freier und Technischer Universität hingegen gesunken. Von der Sparpolitik sind die Humboldtianer auch deshalb besonders enttäuscht, weil ihnen der Senat nach der Wende den Ausbau zu einer „qualitativ besonders hochstehenden Universität“ versprochen hatte, wie Uni-Präsident Hans Meyer vor dem Akademischen Senat gestern betonte.

Andererseits hat Meyer früher und vehementer als seine Kollegen dafür plädiert, daß die Universitäten die Verantwortung, der das Land nicht mehr gerecht wird, nun selbst wahrnehmen. Während viele Professoren gestern darüber klagten, daß sie die schmerzhaften Entscheidungen selbst treffen müssen, wandte sich Meyer strikt gegen die Vorstellung, „daß der Staat unsere Struktur plant“. Immerhin haben sich die einzelnen Fakultäten in teilweise tagelangen Sitzungen während der vergangenen Wochen auf Kürzungsvorschläge geeinigt. Auf einer abstrakten Ebene bestand der Philosoph Volker Gerhardt darauf, den Gedanken der „Exzellenz“ im Strukturplan festzuhalten, „sonst werden wir die Massenuni, während die FU die Eliten anzieht“.

Doch diese Entwicklung ist längst im Gange – wenn schon nicht elitär, wird die Freie Universität (FU) zumindest kleiner. Die Studierendenzahlen sind seit der Vereinigung von 60.000 auf gut 40.000 gesunken, die Zahl der Professoren soll sich von 600 auf 360 verringern. Entsprechend schrumpfen soll auch die Verwaltung. Die Zahl des nichtwissenschaftlichen Personals soll die Zahl der Wissenschaftler nicht übersteigen. Vorgesehen sind jeweils 330 Stellen für die Geistes- und Sozialwissenschaften, die Naturwissenschaften, die Zentralverwaltung sowie für zentrale Dienstleistungen wie Bibliothek und Rechenzentrum. Bislang arbeiten allein in der Zentralverwaltung über 700 MitarbeiterInnen. Dennoch versicherte FU-Kanzler Wolf-Dietrich van Fierzks: „Keiner von uns denkt an betriebsbedingte Kündigungen.“ Soziale Besitzstände sollten gesichert, die „persönliche Flexibilität“ der Mitarbeiter in Zukunft erhöht werden. Um finanziell handlungsfähig zu bleiben, müsse die Hochschule bis zum Jahr 2000 rund 400 Stellen „finanzwirksam mobilisieren“, sonst „können wir keine Wissenschaftler mehr einstellen“.

Um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, will die FU auch die Zahl der Fachbereiche verkleinern. Der amtierende FU-Präsident Peter Gaehtgens mahnte jedoch, die Finanznot dürfe nur der Anlaß der Reform sein, ihr Zweck müßten aber die „wissenschaftlichen Perspektiven“ der neuen Fachbereiche sein. „Die Verwaltung ist für die Universität da und nicht umgekehrt“, sagten Gaehtgens und Fierzks unisono. Ralph Bollmann

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