: Noch ein Ultimatum an Belgrad
■ Die Balkan-Kontaktgruppe beschließt zunächst keine weiteren Sanktionen gegen die serbische Regierung wegen der Kosovo-Krise. In Bonn demonstrieren 40.000 Kosovo-Albaner
Bonn (AFP/rtr) – Die internationale Kontaktgruppe will trotz der anhaltenden Krise in der serbischen Provinz Kosovo zunächst keine weiteren Sanktionen gegen die Regierung in Belgrad verhängen. Das verlautete gestern am Rande der Beratungen der Kontaktgruppe in Bonn aus Delegationskreisen. Demnach sollen aber in vier Wochen Strafmaßnahmen in Kraft treten, wenn die jugoslawische Führung bis dahin den Dialog mit den Kosovo-Albanern nicht aufnimmt.
Wie weiter aus Delegationskreisen verlautete, wurde die Bundesrepublik Jugoslawien aufgefordert, an einem „glaubwürdigen Dialog“ mit den Kosovo-Albanern teilzunehmen. Sobald dies der Fall sei, solle Belgrad „Licht am Ende des Tunnels“ aufgezeigt werden, hieß es. Dies könne in einer Mitgliedschaft in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) oder der Aufhebung bestehender Sanktionen wie beispielsweise der wirtschaftlichen Isolation oder dem Waffenembargo bestehen.
Für den Fall, daß Belgrad innerhalb der Vierwochenfrist an diesem Dialog nicht teilnehme, sollten die bestehenden Sanktionen weiter verschärft werden. Nach diesen Angaben waren die Positionen zwischen Moskau und Washington nicht vereinbar, deswegen sei dieser Mittelweg gefunden worden. Rußland wollte – wie es hieß – die bestehenden Sanktionen lockern, Washington trat für eine Verschärfung ein.
Die Konkaktgruppe hatte Belgrad bereits vor zwei Wochen ein zehntägiges Ultimatum gestellt, in dem unter anderem der Abzug der serbischen Sondereinheiten aus dem Kosovo gefordert worden war. Ob dies umgesetzt worden ist, wird unterschiedlich beurteilt.
Anläßlich des Treffens der Kontaktgruppe demonstrierten gestern in Bonn rund 40.000 Albaner für ein Ende der Unterdrückung ihrer Landsleute im Kosovo. Auf Transparenten hieß es: „Freiheit für Kosovo“ oder „Unabhängigkeit wäre die endgültige Lösung“. Redner der friedlich verlaufenden Kundgebung verurteilten die Übergriffe serbischer Polizeieinheiten, bei denen Anfang März rund 80 Albaner im Kosovo getötet worden waren.
Zu der Demonstration hatten die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und die Demokratische Liga für Kosovo aufgerufen. Der GfbV-Vorsitzende Tilman Zülch forderte, im Kosovo müsse wie in Bosnien eine Friedenstruppe ähnlich der SFOR für den Rückzug der serbischen Truppen sorgen. Bericht Seite 10
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