: Privat-Sheriff und Judostar im Knast
■ Chef von BSAG-Sicherheitsdienst in versuchten Mord verwickelt / Bremer Straßenbahn-AG geht auf Abstand
Die Bremer Straßenbahn AG hat die Zusammenarbeit mit ihrem privaten Sicherheitsdienst vorerst auf Eis gelegt. Der Chef des Mahndorfer Unternehmens, Stefan Buben, ist gestern früh verhaftet worden. Der achtfache Deutsche Judomeister aus Bremen steht im Verdacht, einen 32jährigen iranischen Asylbewerber zu einem Messerüberfall auf einen Schausteller auf dem Nürnberger Herbstfest '97 angestiftet zu haben. Der Karussellbetreiber erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen, der tatverdächtige Iraner wurde bereits 15 Minuten später festgenommen. Nach Polizeiangaben trug er die Tatwaffe noch bei sich, mit der er von hinten auf sein 49jähriges Opfer eingestochen haben soll, als dieses in der Nähe eines Wohnwagens im Freien pinkelte. Der Haftbefehl gegen den Iraner lautet auf versuchten Mord.
Den Haftbefehl gegen den 34jährigen Buben erließ das Nürnberger Amtsgericht jetzt nach halbjährigen Ermittlungen wegen Anstiftung zur versuchten Tötung. Diesen schweren Verdacht sollen verschiedene Zeugen bestätigen, darunter auch der mordverdächtige Iraner. Ihn soll Buben für den Anschlag persönlich nach Nürnberg chauffiert haben. In ersten Polizeiberichten wurde als Tatmotiv Raub vermutet. Über mögliche Verbindungen zum jetzt festgenommenen Bremer Judostar machen allerdings weder die Nürnberger noch die Bremer Polizei nähere Angaben. „Die Ermittlungen laufen noch“, hieß es. Man erwarte weitere Hinweise durch die Ergebnisse einer Durchsuchung im Hause Buben, die gestern stattgefunden hat.
Die Bremer Straßenbahn AG reagierte unterdessen prompt auf das Bekanntwerden der Verhaftung. Mit Rücksicht auf die Gefühle der Fahrgäste und der beteiligten Sicherheitsleute habe man die Zusammenarbeit mit der Firma Buben vorerst gestoppt, sagte BSAG-Sprecher Wolfgang Pietsch. Bubens Leute waren seit Oktober jeweils im Doppelpack insbesondere zu Nachtzeiten auf den „heißeren“Linien der Stadt – Richtung Kattenturm und Tenever etwa – in Bussen und Bahnen mitgereist. Sie gingen außerdem Streife in Außenanlagen der BSAG, um dort Waggons und Gebäude zu sichern.
„Der Service der Leute hat immer gestimmt“, bewertete Pietsch die mehrmonatige Zusammenarbeit, die nach einer Erprobungsphase ab Dezember jeweils monatlich verlängert wurde. Nachdem die Entscheidung für eine weitere Zusammenarbeit mit privaten Sicherheitsdiensten gefallen sei, habe man nach EU-Richtlinien europaweit ausschreiben müssen. Das entsprechende Auswahlverfahren werde „in Anbetracht der Lage“jetzt beschleunigt. Solange wolle man versuchen, die Lücken mit eigenen Leuten zu schließen. „Denn bei den Fahrgästen ist das Angebot gut angekommen. Sie haben sich sicherer gefühlt.“
Ernsten Anlaß, die Seriosität Stefan Bubens zu bezweifeln, gab es nach BSAG-Angaben zuvor nicht. Außer einem „guten Angebot“habe Buben im Herbst auch ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt. Zwar habe es immer schlimme Gerüchte um den Chef des privaten Sicherheitsdienstes gegeben, der zugleich eine Judoschule betreibt, doch sei nie klar geworden, ob diese nicht auch von Wettbewerbern gestreut würden.
Bei der Bremer Kripo ist Stefan Buben unterdessen ein bekannter Name – und das nicht nur, weil er zu den zehn größten Judokas Deutschlands zählt. Verschiedene Ermittlungsverfahren kamen unterdessen nie zur Anklage. ede
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