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„Der Polizeieinsatz war wie ein schlechter Traum“

■ Auf dem Weg nach Saalfeld: SchülerInnen erlebten den Bundesgrenzschutz in Aktion

„Das war unfaßbar, wie ein schlechter Traum.“ Miriams* schlechter Traum spielte vor knapp zwei Wochen auf einer Landstraße in Thüringen. Dort saß die 17jährige Schülerin mehr als vier Stunden in einem Bus fest und mußte zusehen, wie draußen die Polizei Schlagstöcke und Tränengas einsetzte, reihenweise DemonstrantInnen festnahm. Miriam war mit drei FreundInnen nach Saalfeld unterwegs, um dort an der Demonstration „Gegen jeden rechten Konsens“ teilzunehmen. Nicht die erste Demo der vier 15- bis 17jährigen SchülerInnen, aber die erste von diesem Kaliber. Zeitgleich demonstrierten in Saalfeld Neonazis „gegen linken Terror“.

Miriam und Frank*, ein 15jähriger Freund, erinnern sich, daß der Buskonvoi dreimal von der Polizei gestoppt wurde. Sie wurden aufgefordert, ihre Route zu ändern, zweimal durften sie weiterfahren, beim dritten Mal – sieben Kilometer vor Saalfeld – nicht. „Wir sind dann ausgestiegen und nach vorne gegangen“, sagt Frank, „und dann kamen plötzlich zehn oder zwölf BGS-Hubschrauber, die landeten auf dem Feld nebenan und aus jedem sprangen etwa 15 Polizisten, die sahen wie gepanzert aus.“

Dann sei alles ganz schnell gegangen. „Die Polizei hat die Straße versperrt. Dann hab' ich“, so Miriam, „kleine Wasserstrahlen gesehen wie aus Wasserpistolen, das war aber Tränengas.“ Auch den Einsatz von Schlagstöcken haben die beiden beobachtet. „Plötzlich war auch hinten die Polizei, die Leute waren eingekesselt“, sagt Frank. „Dann wurden ganz schnell viele Leute festgenommen. Ich hatte Angst, daß sie uns auch mitnehmen, und wußte gar nicht, was ich dann machen soll“, sagt die Schülerin. Sie ging in den Bus zurück. „Aber die Leute auf der Straße bekamen Plastikhandschellen um und wurden weggebracht. Zwei mußten sich sogar die Hosen runterziehen, und ihnen wurde dann in den Hintern geguckt.“ Es folgten Verhandlungen mit der Polizei, die „ewig gedauert“ hätten.

Steffen Dittes, der für die PDS im Thüringer Landtag sitzt und wie die SchülerInnen auf der B 88 war, bestätigt die Beobachtungen. Seiner Meinung nach setzte die Polizei „eindeutig auf Provokation“. Das Anhalten der Busse habe das Ziel gehabt, „die Antifaschisten zu behindern und deren Anreise zu verzögern“. Die Blockade der Straße durch die Polizei sei eine „Fortsetzung der Kriminalisierung von Antifaschistinnen“.

Die Polizei sieht das ganz anders. „Die Busse sollten umgeleitet werden, damit sie nicht auf die rechte Demo stoßen“, begründet die Saalfelder Polizeisprecherin Liane Matthies den Stopp der Busse. Dann seien die Beamten von den DemonstrantInnen „überrannt worden“: In einer Notwehrsituation hätten sie in einzelnen Fällen Reizgas gesprüht und Schlagstöcke eingesetzt. „Eine Anordnung dafür hat es nicht gegeben.“ Da die DemonstrantInnen die Straße blockiert hätten, habe man den BGS und den Einsatzleiter der Polizei nachgeflogen und insgesamt 120 Personen in Gewahrsam genommen.

Miriam und ihre FreundInnen haben jedenfalls weder die rechte noch die linke Demo gesehen. Sie und etwa fünfhundert weitere DemonstrantInnen kamen gar nicht bis Saalfeld. Nach viereinhalbstündigen Verhandlungen auf der Landstraße wurde ihr Bus nach Berlin zurückgeschickt, bis zur Landesgrenze begleitet von der Polizei. Irgendwann sei die Stimmung im Bus ganz schlecht gewesen, „richtig voller Haß“, sagt Miriam. „Dabei war es auf der Hinfahrt ziemlich friedlich und sozial.“ Sabine am Orde

* Namen geändert

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