: Reizvolle Industrie
Erste VeloTour 98: Nach Mildenberg zum Ziegeleimuseum ■ Von Benno Koch
Die Strecke führt von Zehdenick über Mildenberg und Vogelsang nach Friedrichswalde. Die Gesamtlänge beträgt etwa 45 Kilometer. Die Route führt entlang der Havel, zunächst nur über Trampelpfade, später häufig über Sand oder gepflasterte Wege, ist aber meist gut befahrbar: sehr ruhige, teilweise autofreie Abschnitte – kleinere Hügel, beeindruckende Landschaft zwischen den Tonstichen, später wald- und seenreich.
Der Ausgangspunkt der Radtour ist der Bahnhof Zehdenick. Wir radeln über die Bahnhofstraße in das hübsche Stadtzentrum rund um die Berliner Straße. Fremde werden von den vielen radfahrenden Einheimischen überrascht sein. Die Stadtväter der 60 Kilometer von Berlin entfernten märkischen Kleinstadt haben, so scheint es, etwas erfolgreicher als anderswo verstanden, kurze Wege und somit ein pulsierendes Kleinstadtzentrum zu erhalten.
Über die Hastbrücke und den Havelweg radeln wir dann zur Schleuse. Nachdem wir diese überquert haben, folgen wir dem Treidlweg und den zwei anschließenden „Kamelbrücken“ nach Mildenberg. Hier erwartet uns eine der schönsten und interessantesten Industrielandschaften Deutschlands. Mit dem Bau der Eisenbahn 1888 wurden in der Umgebung Zehdenicks riesige Tonvorkommen entdeckt. Um die Jahrhundertwende entstand so das größte Ziegeleigebiet Europas, welches während der Gründerzeit bedeutendster Baustofflieferant für die Reichshauptstadt Berlin wurde.
Auf einem schmalen Pfad radeln wir zwischen Havel und „Kinderstich“ bis zur Eisenbahnbrücke. Dort folgen wir dem Bahndamm bis zur Abbiegung am „Raminstich“. Über Feldwege (dem Hinweis Burgwall folgend) und zwischen weiteren Tonstichen hindurch erreichen wir den Museumspark Mildenberg. Inmitten der 1991 stillgelegten Ringöfen, Kleinbahn- und Hafenanlagen läßt sich Geschichte erleben und anfassen. Wir folgen nun der Ausschilderung nach Burgwall, wo wir gemeinsam mit der Kleinbahn die Havel in Richtung Zehdenick überqueren. Rund 400 Meter hinter einem weiteren Bahnübergang verlassen wir die Landstraße an einer Weggabelung in Richtung Vogelsang. Nach rund 20, im letzen Abschnitt etwas sandigen Kilometern besteht hier die erste Möglichkeit, mit der Bahn nach Berlin zurückzukehren. Wir entscheiden uns für die Weiterfahrt mit dem Rad, überqueren die Landstraße und fahren auf einem Radwanderweg durch den Wald nach Storkow. An kleinen Seen bieten sich hier im Sommer zahlreiche Bademöglichkeiten. Das kleine Dorf Storkow durchfahren wir in Richtung Vietmannsdorf. Achtung: Hier erwartet Radfahrer nach längerer Trockenheit auf vier Kilometer Länge eine Sandwüste. Seien Sie tapfer und schieben Sie, es gibt leider keine sinnvolle Streckenalternative.
In Vietmannsdorf angekommen, haben Sie sich im „Landhaus Askanien“ eine Erfrischung verdient. Anschließend folgen wir der Landstraße nach Gollin ins Herz der Schorfheide. Vorbei an der Kirche benutzen wir kurz die B 109 und zweigen dann auf die Kopfsteinpflasterallee nach Beiersdorf ab. Nach einigen Metern beginnt ein schmaler Radweg neben der Straße. Hinter Beiersdorf führt ein gut befahrbarer Randstreifen durch das alte Staatsjagdgebiet nach Friedrichswalde. Von hier aus fährt der Zug nach Berlin.
Informationen zu Sehenswürdigkeiten auf der Strecke: Museumspark Mildenberg, Telefon (03307)310410
Allgemeine Touristeninformationen: Fremdenverkehrsbüro Zehdenick, Telefon (03307) 2877
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