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Keine Erziehung, keine Ausbildung und kein Geld

■ Nach wie vor geben in Rumänien manche Eltern ihre Kinder ins Heim oder schicken sie arbeiten

Nicht von ungefähr hat Rumäniens Staatspräsident Emil Constantinescu bei seinem Amtsantritt im November 1996 versprochen, sich ganz besonders um die rumänischen Kinder zu kümmern. Denn immer noch gehört es zum Alltag in Rumänien, daß Eltern ihre Kinder in Heime geben oder sie einfach verwahrlosen lassen, sich nicht um ihre Erziehung und Ausbildung kümmern oder sie für sich arbeiten lassen.

Zwar ist es den zahlreichen Kinderschutzorganisationen im Lande seit dem Sturz des Diktators Ceaușescu im Dezember 1989 gelungen, die Mehrheit jener Kinder, die sich selbst überlassen auf der Straße leben, in Heimen unterzubringen. Doch diese Heime sind überfüllt. Der Staat hat nur wenig Geld, um Sozialarbeiter und anderes Personal zu bezahlen, und kann ihnen entsprechend keine Perspektive bieten.

Zu einem immer weiter verbreiteten Phänomen in Rumänien gehört derzeit die Kinderarbeit. „Mehr und mehr Kinder sieht man neuerdings, wie sie Autos waschen, Zeitungen verkaufen, Waren tragen oder betteln.“ Zu diesem Schluß kommt eine Studie der rumänischen Organisation „Rettet die Kinder“ (Salvati Copiii), die vor einigen Tagen in der rumänischen Hauptstadt Bukarest der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Der Studie zufolge – für die in Zusammenarbeit mit dem rumänischen Meinungsforschungsinstitut Gallup International 1.000 Familien befragt wurden – schicken sechs Prozent der Eltern ihre Kinder arbeiten oder betteln. Weitere drei Prozent der Eltern verweigerten die Antwort. Etwa 20 Prozent der arbeitenden Kinder gehen überhaupt nicht mehr zur Schule, weitere zehn Prozent besuchen den Unterricht nur noch teilweise oder nur noch formal.

Als Motiv geben die meisten Eltern an, sie hätten zuwenig Geld. Besonders schlimm ist die Situation in der nordostrumänischen Moldau, dem ärmsten Landesteil Rumäniens. Keno Verseck, Bukarest

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