: „Space Dream“ ist in Tempelhof abgeschmiert
■ Weltraumspektakel muß Konkurs anmelden. Produktion machte 15 Millionen Mark Schulden
Das Weltraumspektakel „Space Dream“ meldet Konkurs an. Nach einer internen Betriebsversammlung am Wochenende verkündete die Schweizer Produzentin Brigitte Eichenberger der desillusionierten Crew das Aus der Firma „Art Performance“ GmbH. Bis zuletzt war um rettende Investoren gerungen worden. Mit Finanzspritzen bis zu 10 Millionen Mark sollte das Musical im Hangar 2 des Flughafens Tempelhof gerettet werden. Der erhoffte Geldsegen blieb jedoch aus.
Der letzte Vorhang war für das Ensemble am Samstag abend gefallen. Mit mehr als 600.000 Mark für Miete und Betriebskosten stand die GmbH bei dem Vermieter, der Berlin Brandenburg Flughafenholding (BBF), in der Kreide. Hinzu kommen weitere rund 15 Millionen Mark Schulden. Seit Monaten hätten die Schauspieler keine Gagen mehr erhalten, sagte ein Ensemblemitglied. Um ein vorzeitiges Ende abzuwenden, hätten sogar die Akteure mit Privatgeldern in Höhe von bis zu 3.000 Mark für die Aufrechterhaltung des Betriebs gesorgt. Der Schauspieler: „Das Geld sehen wir nie wieder.“ Art Performance wollte den Space-Alptraum gestern nicht kommentieren.
Als „Space Dream“ am 27. Februar 1997 im Flughafenhangar auf die Bühne ging, standen die Chancen nicht schlecht. Nach fulminantem Start geriet die Produktion auf die Erfolgsspur. Die Auslastung der 1.400 Plätze betrug rund 90 Prozent pro Vorstellung. Die Produktion war in Berlin zeitweise das bestbesuchte Unterhaltungstheater. Über 300.000 Zuschauer sahen das Weltraumspektakel, bevor es zum Schlingerkurs ansetzte.
Im Ensemble richtet sich die Wut vor allem gegen Produzentin Brigitte Eichenberger, die für den Absturz verantwortlich gemacht wird. „Space Dream ist nicht an der Publikumsfront gescheitert. Es wurde von innen zerstört.“ Als Hauptgrund des Scheiterns nennen die Schauspieler das Mißmanagement von Art Performance. „Ohne Marktanalyse wollten die ein eher mittelmäßiges Stück in einem hart umkämpften Markt etablieren.“ Gehälter, die teilweise 30 Prozent über dem Schnitt lagen, gaben „Space Dream“ den Rest. Die Hauptdarstellerin Monica Quinter mutmaßt zudem: „Es gab Kulturleute, die ,Space Dream‘ in Berlin nicht haben wollten.“
Völlig offen ist, ob eine neue Produktionsfirma „Space Dream“ wiederbeleben will. Ebenso fraglich ist, ob einer der interessierten Investoren, der Elektro-Gerätehändler Innova, das Musical neu startet. Bereits verabredet war, daß Innova über acht Radiosender in Berlin und Brandenburg Werbung für das Musical machen sollte. Verena Rüttimann
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