: Fehmarn – das Mekka der Freeclimber
Für die meisten sind die grauen Betontürme im Hafen von Burgstaaken auf der Ostseeinsel Fehmarn einfach nur Getreidesilos. Für alle, die gerne hoch hinaus wollen, sind sie jedoch eine sportliche Herausforderung. Denn 1000 bunte Haltegriffe machen aus einem 40 Meter hohen Siloturm eine der größten künstlichen Kletteranlagen Europas.
Rund 1800 Freeclimber sind seit der Eröffnung im Sommer 1997 dem Silo bereits aufs Dach gestiegen. Der jüngste war vier, der älteste 66 Jahre alt. „Das kann wirklich jeder. Eine Straße zu überqueren ist gefährlicher“, beteuert Roland Hain, der die Geschäftsidee zum Silo-Klettern hatte. Jan Überall (22), der gerade die zweite Kletterpartie seines Lebens hinter sich gebracht hat, ist skeptischer: „Beim Abseilen hatte ich schon ein bißchen Angst. Wenn man da oben hängt, denkt man über sein Leben nach“, gesteht er.
Doch das Leben des Silo-Kletterers hängt nicht am seidenen Faden, sondern an einem robusten Seil. Damit sichert ein Partner am Boden den steilen Aufstieg. Wer klettern will, muß sich seinen Sicherungspartner mitbringen. Die Ausrüstung dagegen – Spezialschuhe, Haltegurte und Seile – kann man ausleihen.
Etwa sieben bis acht Minuten braucht der durchschnittliche Kletterer bis oben – Naturtalente sind schneller. Heike Reimann zum Beispiel brauchte nur zwei Minuten und 44 Sekunden. „Ich hatte sowas vorher noch nie gemacht, es ging wirklich ganz leicht“, versichert die 20jährige. Ähnliches berichten auch die ganz jungen Kletterer. „Man darf nur nicht runtergucken“, rät Malte Krummradt (10), der schon mehrfach ganz oben war.
Die Idee zum Silo-Climbing kam Roland Hain, als er vor seinem Surfshop saß, auf die drei Getreidesilos starrte und sich an einen Film über künstliche Kletterwände erinnerte. Und die nächste Idee hat Hain auch schon im Kopf. „Wenn ein Silo frei wird, könnte man doch auch innen Griffe anbringen. Indoor-Climbing im Silo – das hätte doch was. Und dann ist da ja auch noch die Fehmarnsund-Brücke.“
Eva-Maria Mester
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