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Humoristische Massenware mit Füllstoff

■ Django Asül verplappert sich mit „Hämokratie“beim Kabarett-Festival

Der Trick geht wahrscheinlich auf die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurück und funktioniert so: Man parodiere den Dialekt eines nicht allzu fremden Volksstammes, und schon sind alle Witze doppelt witzig. Oder auch nicht.

Bei Django Asül ist eher das letztere der Fall. Das ist sehr schade, weil sein Programm Hämokratie, das er im Rahmen des Kabarett-Festivals auf Kampnagel vorstellte, eigentlich von der virtuosen Beherrschung mehrerer Fremdsprachen getragen werden könnte. Abwechselnd bedient er sich des Hochdeutschen, des gebrochenen Ausländerdeutschen und des Niederbayerischen. Zwischendurch streut er ein paar Brocken Türkisch hinein, das er angeblich so gut kann wie der Kanzler Englisch. Was gelogen ist, denn er kann es offensichtlich besser. Zwar sorgt das schauspielerische Talent Django Asüls dafür, daß die auf türkisch vorgetragenen Passagen eine prima pantomimische Qualität aufweisen. Jenseits der Pantomime wird es aber ziemlich zappenduster, nämlich dann, wenn es um den Inhalt geht.

Was hat der mit vielen Nachwuchskabarettpreisen ausgezeichnete Künstler, der auch beim letzten Hamburger Kabarett-Festival zu den großen Entdeckungen bei den „Gipfelstürmern“gehörte, hier zu bieten? Zunächst einmal baut er ein Gerüst aus sehr vielen sogenannten „Kulti-Multi“-Witzen. Das heißt, Ausländerfeinde sind dämlich, die sich krampfhaft um Toleranz bemühenden Gutmenschen ebenfalls, und auch ein türkischer Paß schützt vor Rassismus nicht. Stimmt zwar alles, ist aber als bloßer erzählter Tatbestand noch lange nicht lustig, sondern Schnarch.

Einen Großteil dieses Gerüstes bildet Asüls kabarettistisch umgeformte Biographie. Vorgestellt werden die leidvollen Erfahrungen eines bayerisch-türkischen Kleinkindes in den Sommerferien, ein Vorzeige-Türke als Sparkassen-Azubi und dessen Weg zur Kabarett-Bühne – auch das bleibt trotz ungewohnter Einkleidung leider humoristische Massenware. Die restlichen Witze sind Füllstoff, bovölkert von dummen Polizisten, weltfremden Künstlern, obskuren Volkshochschulkursen und arroganten Intellektuellen. Sogar faule Beamte kommen vor und Claudia Schiffer, ehrlich. Sicher ist es nicht einfach, ein zweistündiges Kabarettprogramm herzustellen, aber so geht es nicht.

Vom Inhalt her ist das Programm schwach, in der Form ist es ein klassisches Witzkatapult, ein pausenloses Gesabbel vom Anfang bis zum Schluß. Minutenlang droht Django Asül seinen Abgang an. Bis man ihn auf den Knien darum bitten möchte.

Barbora Paluskova

noch heute, 20 Uhr, Kampnagel, k6

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