Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Amore Amore Italien 1997, R: Leonardo Pieraccioni, D: Leonardo Pieraccioni

Malerische toskanische Landschaft, untermalt mit spanischem Flamenco. Wer's sehen möchte – auch noch viel Bein und Busen und natürlich fortlaufend italienisches Machismo-Gehabe. Eine seichte Love-Story dazu, und am Ende sind alle glücklich. (Irmgard Jäger) Gondel

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschichte der jungen Anya, die - verfolgt vom Bösewicht Rasputin - beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“- O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi

Oblomow trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und den gebrochen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von Los Angeles“: der ewige Hippie läuft ewig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine höchst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms von den Regisseuren mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. Als ihre „Version einer Raymond-Chandler-Story für die 90er“verstehen Joel & Ethan Coen den Film, und sie arbeiten dafür nach der gleichen Methode wie Robert Altman in dessen Chandler Adaption „The Long Goodbye“. Die beiden Filmtitel ähneln sich wohl nicht nur zufällig. Wie Altman gehen die Coens von ihren Erfahrungen im heutigen Los Angeles aus, und stopfen den Film mit all den absurden Geschöpfen voll, die keine Stadt so bevölkern wie diese. Drei davon sind aus Deutschland und sehen aus wie ein Sampling aus Skinheads, Avandgardekünstler und Lederfetischisten. Und diese dummdreisten Teutonen unterhalten sich, bevor sie ihr dressiertes Kampf-Frettchen auf den armen Jeff Bridges hetzten, darüber, wie gemütlich es doch einst in BREMEN war. Mehr internationalen Kinoruhm wird unsere Stadt wohl kaum erringen. (hip) Schauburg, City, Casablanca (OL)

Brassed Off Großbritannien 1997, R: Mark Herman, D: Pete Postlewaithe, Ewan McGregor, Tara Fitzgerald

Wer will schon einen Film über das Wohl und wehe einer Blaskapelle sehen? Allein all die unvermeidliche Humptata-Musik müßte eigentlich jeden halbwegs geschmacksicheren Kinogänger abschrecken. Dazu noch als deprimierender Hintergrund die Schließung eines Kohle-Bergwerks im britischen Yorkshire. Umso überraschender ist es, wenn nach dem Film das Publikum leise vor sich herpfeift, andere sich die Augen wischen und alle sich prächtig amüsiert haben. Herman bringt uns die Bandmitglieder und ihre Familien als verschworene Gemeinschaft von skurillen Charakteren nahe, und mit perfekt gesetzten Pointen gelingt es ihm, eine feine Balance zwischen Witz und Gefühl zu halten. Uns berühren die Zukunfsängste und Ohnmachtsgefühle der Bergarbeiter, und doch lachen wir im nächsten Moment aus vollem Halse. (hip) Studio

C

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City, Casablanca (Ol)

D

Dämon USA 1998, R: George Hoblit, D: Denzel Washington, John Goodman, Donald Sutherland

„Regisseur George Hoblit versucht hier ein bekanntes Genre zu erweitern. Dies ist ein Serienmörder-Thriller, in dem der Täter nicht nur irgendein axtschwingender Psychopath ist, sondern ein Dämon, der von Gastkörper zu Gastkörper springen kann wie eine Kopflaus von Beelzebub. Der gewinnbringend gruselige Trick verwandelt den Film in ein Spiel von Bäumchen-wechsle-dich, in dem die Mehrheit der Besetzung - von Stars bis zu Statisten - ihre Gelegenheit zu einem Nicholson-gleichen Grinsen mit dämonischer Besessenheit erhalten. Auf der Seite der Engel spielt Denzel Washington den Detektiv John Hobbes, der für seinen neuen Fall in staubigen Gräbern graben, und sich mit einer zauberhaften Theologin unterhalten muß. Vor kurzem wurde in „The Devils Advocate“mit Keanu Reeves und Al Pacino Satanismus mit lesbischer Liebe, Inzest und Bourbon on the Rocks assoziiert. Der Teufel dieses Films kommt echten Perversionen noch am nähesten in seiner Vorliebe für Mick Jagger und Cornflakes. Hoblit kopiert hier die gerichtsmendizinischen Greulichkeiten von Sieben“. Er verwöhnt uns mit der gleichen dunklen Ikonographie von rußigen Glühbirnen, käsigem Licht, von Regen gepeitschten Fenstern und schmutzigen Tapeten. Doch obwohl es ihm an Originalität mangelt ist „Fallen“(so der Originaltitel) die bei weitem effektivste Variation des Themas.“(The Independent) City

Deckname Dennis Deutschland 1997, R: Thomas Frickel

Wie mag wohl der Rest der Welt uns Deutsche sehen? Und können wir, durch einen quasi ethnologischen Blick auf uns selbst, Neues über uns erfahren? Diese Fragen beantwortet einer der witzigsten deutschen Filme der letzten Zeit. Und dabei ist „Deckname Dennis“keine von den so verdächtig erfolgreichen Komödien, sondern ein Dokumentarfilm, zwar in der Montage satirisch überhöht, aber all die merkwürdigen Typen, die Thomas Frickel uns hier vorstellt, sind reale, waschechte Deutsche. Aus New York wird ein Spion in die Bundesrepublik geschickt, um dort als Fernsehreporter getarnt, die Natur der Deutschen zu ergründen. Der Verfremdungseffekt dieses fadenscheinigen dramaturgischen Vehikels ist dabei ebenso simpel wie frappierend: Wir sehen unsere Landsleute mit den erstaunten Augen dieses übergewichtigen Amerikaners, der sich möglichst extreme Teutonen vor seine Kamera holt, und gerade bei den politischen Wirrköpfen sein Talent beweist, Interviewpartner mit scheinbar naiven Fragen aufs intellektuelle Glatteis zu locken. Vieles ist dabei in erster Linie komisch. Vom Gartenzwerg-Museum führt Dennis der Weg zum Aschermittwochstreffen der CSU, wo ein bierseliger Bayer ihm nationalistische Dummheiten ins Mikrophon lallt, und dies ist nicht das einzige Mal, wo einem das Lachen im Halse stecken bleibt. (hip) Kino 46

F

Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.

„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen...Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Free Willy 3 USA 1997, R: Sam Pillbury, D: Jason James Richter, August Schellenberg

„Mittlerweile zum drittenmal ist Riesensäuger Willy der beste Freund des Menschen. Keine Freunde machen sich hingegen all die Kids, die ihre Eltern dafür mit ins Kino schleppen.“(TV-Spielfilm) Schauburg

G

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht. Doch ein Gus van Sant (“Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“(Bremer) Schauburg, Casablanca (Ol)

Große Erwartungen USA 1998, R: Alfonso Cuaron, D: Ethan Hawke, Gwyneth Paltrow, Robert de Niro

„Mäßigen Sie bitte ihre Erwartungn wenn sie sich viele Hoffnungen auf diesen Film gemacht ahben. Als erstes vergessen sie besser ganz schnell Charles Dickens. Denken sie gar nicht an den Autor aus dem 19. Jahrhundert, auf dessen Roman „Great Expectations“ja immerhin basiert. Er mag eine leichte Ähnlichkeit mit seine literarischen Quelle habe, ist aber so für die MTV-Nation modernisiert (vielleicht ist gesampled das richtige Wort), daß man das Drama auf eine ganz andere Weise erlebt. Schicksale entfalten sich in einer Art von Musik-Video-Kurzschrift, ganze Leben flattern vorbei in einer Melange aus schönen Bildern und sinnlicher Musik. Es ist kaum etwas wirklich Falsches bei all dem, aber auch nichts Richtiges. Der Film sitzt nur da, wie ein Werbespot von Nike.“(International Herald Tribune) nur noch in der Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

H

Hard Rain USA 1997, R: Mikael Salomon, D: Morgan Freeman, Christian Slater

„Von tiefen Wassern und flachen Charakteren erzählt die Geschichte von „Hard Rain“. Geschrieben von Graham Yost ( „Broken Arrow“, „Speed“) und inszeniert von Mikael Salomon, der bei der wässrigen Unterhaltung von „The Abyss“für die Kamera verantwortlich zeichnet, ist „Hard Rain“ein prominent besetzter Desaster-Film. Er fällt mehr durch die Special Effekte als eine glaubwürdige Geschichte auf. Dies ist einer der Filme, der die Spannung dadurch unterminiert, daß er zu sehr die Erwartungen der Zuschauer erfüllt, die den Bekanntheitsgrad der Stars mit seinen Überlebenschancen gleichsetzen. Es gibt keinen Moment des Zweifelns daran, wer diese Nacht der Gewalt und Naturgewalten überlebt, und beim Finale scheint die ganze Geschichte um den Überfall auf einen Geldtransporter nicht viel mehr zu sein als ein Vorwand, um zwei Stunden lang extrem feuchte Stunts vorzuführen.“(New York Times) Europa

Härtetest Deutschland 1997, R: Janek Rieke, D: D: Janek Rieke, Lisa Martinek

„Jonas ist 26. Er frühstückt mit seiner Mutter, arbeitet für seinen Vater, hat Angst vor Schlangen, reagiert allergisch auf Nüsse und würde niemals Drogen nehmen. Und dann verliebt sich Jonas in die hartgesottenste Frau der Stadt. Der junge Filmemacher Janek Rieke hat es gewagt, eine weitere deutsche Komödie zu drehen, und die ist tatsächlich lustig geworden. Er spielt den Jonas als ängstlichen Hasenfuß, der sich in die radikale Ökokämpferin Lena verliebt, in dieser charmanten Liebeskomödie mit einer erfrischenden „Katja-Riemann-Freizone“. (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

Herkules und Sherlock Frankreich 1996, R: Jeanot Szwarc, D: Christopher Lambert, Richard Anconina

„Gangsterkomödie um ein paar Blütenhersteller, wobei zwei gedognappte Polizei-Vierbeiner den beiden Hauptdarstellern die Show stehlen dürfen.“(focus) Gondel

I

Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar

„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Zieglhofkinos (Ol)

In & Out USA 1997, R: Frank Oz, D: Kevin Kline, Tom Selleck, Joan Cussack, Matt Dillon

"Der propere Gymnasiallehrer Howard (Kevin Kline) sitzt eines Abends mit seiner Dauerverlobten Emily (wunderbar: Joan Cussack) vor dem Fernseher und muß erleben, wie ein ehemaliger Schüler den Oscar erhält - und Howard öffentlich als Vorbild-Homo preist. Den überrascht das selbst am allermeisten. Daß er schwul ist, davon will er partout nichts wissen. Den Wirbel, der nach der Offenbarung ausbricht, spickt der Film reichlich mit Gags, Seufzern und Seelenbalsam: ein schmissige Fabel über Homos und Heteros, Kleinstadtklatsch und unwiderstehliche Disko-Rhythmen. „In & Out“ist Frank Capra in Rosarot.“(Der Spiegel) UFA-Palast

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Kalle und die Engel Norwegen/Schweden 1993, R: Ole Björn Salvensen, D: Tom Bech Letessier, Karl Sunby

„Salvensen beschreibt einfühlsam und kindgerecht wie ein achtjähriger Junge über Traumgeschichten, die dem Vater die Gestalt eines Engels geben, den Unfalltod seines Vaters verarbeitet. Die gestundete Zeit des Engels auf Erden läßt Kalle die Unumkehrbarkeit des menschlichen Todes erfahren.“(epd-film) UFA-Palast

Die kleine Zauberflöte Deutschland 1997, R: Curt Linda

„Er wird es nicht leicht haben, der Zeichentrickveteran Curt Linda (“Das kleine Gespenst“) mit seiner Trickversion der gleichnamigen Mozart-Oper. Im Vergleich zur geballten Animation aus Übersee wirkt sein Märchen auf angenehme Art altmodisch - fast wie ein Scherenschnitt.“(TV-Spielfilm) Atlantis

Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western, mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkaration des Buddhas ist. Dann wird der Film zu einer Geschichte der spirituellen Erziehung und zuletzt – als die Invasionskräfte von Mao angreifen und der 24jährige Dalai Lama entscheiden muß, ob er bleiben, um in den sicheren Tod zu gehen, oder nach Indien fliehen soll – wird das Thema des politischen Gewissens zu seinem Mittelpunkt. Der Film ist viel zu lang, und die Zuschauer könnten leicht durch den oft wechselnden Grundton frustriert werden. Aber andererseits ist solch ein wechselnder Ton auch genau passend für eine Religion, die den großen Gefühlen die heitere Kontemplation vorzieht. Scorsese und seine Drehbuchautorin Melissa Mathison sind besonders mutig, wenn sie das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Der Regiseur ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“(The New Yorker) Filmstudio, Gondel, Casablanca (Ol)

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Vielleicht sollten wir über diesen Film reden, indem wir über andere Filme reden. Erinnern wir uns an die Unübersichtlichkeit und den Fatalismus der besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen, an die bittere Lakonie und erzählerische Ökonomie von Siegels „Dirty Harry“. Auch an die fiebrig neurotischen späten film noirs sollte man denken, außerdem natürlich an die kühle Melancholie von Polanskis „Chinatown“. Eine Flut solcher Bilder und Erinnerungen löst „L.A. Confidential“aus, aber nichts davon wird durch Zitate, Anspielungen oder direkte Bezöge evoziert, nirgendwo wird geklaut oder kopiert. Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James Ellroy Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß ausähe, würde man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“(epd-film) Schauburg / in der deutschen und merkwürdigerweise auch in der italienischen Fassung

M

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Mimi - in seiner Ehre gekränkt Italien 1972, R: Lina Wertmüller, D: Giancarlo Giannini, Agostina Belli

"Ein Sizilianer muß seine Familie verlassen und wird in Turin Metallarbeiter. Nachdem er mit seiner politisch linken Geliebten nach Sizilien zurückgekehrt ist, kommt es zum Konflikt. Seine Frau erwartet ein Kind von einem anderen, worauf der Arbeiter sich auf delikate Weise rächt. Satirische Komödie, die mit gepfeffertem Witz und entlarvender Situationskomik italienische Verhältnisse samt Nord-Süd-Gegensatz, Mafia, Polizei, Parteien und Gewerkschaften auf groteske, laute und manchmal auch vulgäre Weise aufs Korn nimmt.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46

P

Palmetto USA 1998, R: Volker Schlöndorff, D: Woody Harrelson, Elisabeth Shue, Gina Gershon

Wie vernichtend der Flop seines letzten Film „Der Unhold“für Volker Schlöndorff gewesen sein muß, kann man an diesem Film erkennen. Jetzt will er auf Deibel komm raus Kino fürs breite Publikum machen, und der geringste gemeinsame Nenner war für ihn dabei wohl der amerikanische Thriller. Einen kleinen Krimi mit „Natural Born Killer“Woody Harrelson und dem Engel aus „Leaving Las Vegas“Elisabeth Shue hat er gemacht, und dabei heftigst mit film noir-Klischees gearbeitet. Der Anti-Held ist ein armer Tropf, der von ihr in eine vorgetäuschte Entführung verwickelt wird, und erst wenn man ihm einen Mord anhängt, geht ihm auf, wie sehr er von Anfang an gelinkt wurde. Aber Schlöndorff hat einfach nicht die richtige, trashige Sensibilität für solch einen Stoff, und wenn man bedenkt, was Tarantino, die Coen-Brothers oder auch nur John Dahl aus solchen Genre-Standards gemacht haben, wird schmerzhaft deutlich, daß Schlöndorff hier eindeutig in der falschen Liga spielt. Er ist halt ein ordentlicher, teutonischer Routinier, und auch wenn diesmal bei ihm Leichen im Säurebad verschwinden, ist „Palmetto“nie wirklich makaber, böse oder auch nur spannend. So kommt Schlöndorff jedenfalls nicht aus dem Formtief heraus. (hip) City, Passage (Del)

Die Photographie Griechenland 1986, R: Nicos Papatakis / Originalfassung mit Untertiteln

„Der junge Elisas entflieht zur Zeit der Diktatur in Griechenland seinem Heimatdorf. Er reist nach Paris und triff dort auf den ebenfalls emigrierten Genesimos. Elisas besitzt das Foto einer schönen Sängerin, die er für seine Schwester ausgibt. Das Foto wird Grundlage der Freundschaft zwischen den beiden Männern und Anlaß zu einer sonderbaren Liebe mit tragischem Ende.“(Stimme) Schauburg

Der Postmann Italien 1994, R: Michael Radford, D: Massimo Troisi, Philip Noiret

„Il postino ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch poetische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regisseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten (Troisi starb kurz nach Drehschluß) vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe.“(Der Spiegel) Atelier

R

Rasmus und der Vagabund Schweden 1981, R: Olle Hellbom, D: Eric Lindgren, Allan Edwall

"Ein Waisenjunge reißt aus dem Heim aus, um sich auf die Suche nach den Eltern zu machen. Er lernt einen gutmütigen Landsteicher kennen, mit dem er zahlreiche Abenteuer besteht. Remake eines Kinderfilms nach dem Roman von Astrid Lindgren: Ohne Wirklichkeitsbezug wird eine harmonische Gegenwelt beschrieben, die als unterhaltsame und aktionsreiche Utopie zu erleben ist.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Der Regenmacher USA 1997, R: Francis Coppola, D: Matt Damon

„Matt Damon spielt diesen jungen Anwalt, der ein paar hilflose Gestalten zu retten versucht und dabei zwei eher banale Dinge feststellt - nämlich daß Macht korrumpiert und ein guter Anwalt meistens nur ein reicher Anwalt wird, wenn er irgendwann beginnt, diese Spiel mitzuspielen. Auf diesen schlichten Botschaften beruht fast der gesamte Erfolg des Erzählers John Grisham, aber Coppola gelingt es, aus einem biederen Sozialporno bewegendes Kino zu machen. Denn seine Helden wissen nicht, was sie tun; sie stolpern durch die Welt und wollen ihre Träume nicht aufgeben, aber trotzdem ein wenig Anstand wahren. Es gibt viele Regisseure, die so eine Geschichte mit dem großen Zeigefinger platt drücken würden. Coppola dagegen zeigt noch einmal den epischen Reichtum seiner Erzählkunst: populär und persönlich und natürlich entertaining.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann , D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) Europa

S

Der Schakal USA 1997, R: Michael Caton-Jones, D: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier

„Der „Schakal“agiert so verborgen, daß sogar das FBI lange zweifelt, ob der Auftragskiller nicht nur ein Mythos ist. Doch als er für 70 Millionen Dollar die First Lady der USA ins Visier nimmt, müssen die Behörden handeln. Ha! 70 Millionen Dollar? Lächerlich! Doch die Summe verliert rasch an Dimension angesichts des üblichen Budgets für einen durchschnittlichen Actionfilm mit A-Stars. In diesem Fall freilich wäre das Geld fast überall anders besser investiert gewesen. Riesige logische Löcher, ein Bruce Willis weit unter seinem Niveau, vor allem aber ein politisch korrekter Weichspülgang, der jeden Zynismus aus Forsyths Roman gewaschen hat, sind die Ingredienzen dieser lauwarmen Melange.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanco (Ol)

Die Schwächen der Frauen Lux/Bel/F/Ch/P/Sp 1997, R: Luis Galvao Teles, D: Carmen Maura, Miou-Miou, Guesch Patti

„Was sind die geheimen Wünsche einer Frau von 40?“recherchiert in dem Film des Portugiesen Luis Galvao Teles die Fernsehjounralistin Linda Lapa (Carmen Maura), und die Antworten, die sie von ihren Freundinnen erhält, sind keine großen Überraschungen. „Cherchez le homme“ist das Grundthema diese Episodenfilms, in dem fünf Filmstars aus vier verschiedenen Ländern in einer Art Reigen zu sehen sind – alle sind sie schicke Heldinnen aus der Oberschicht, und mit einer Ausnahme enden ihre romantischen Verwicklungen in einem Happy End. Mit Carmen Maura, Miou-Miou, Marisa Berenson und Marthe Keller hat der Film gleich vier Stars, die jede für sich einen Film hätte tragen können. Und auch die Popsängerin Guesch Patti („Etienne“) wirkt bei ihrem Leinwanddebüt sehr souverän und attraktiv. Dafür, daß das Drehbuch offensichtlich auf dem Reißbrett entstand, und die Coproduktion von Luxemburg, Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien und der Schweiz einer der inzwischen berüchtigten „Europuddinge“ist, funktioniert er erstaunlich gut. Teles hat für die leichtfüßige Liebeskomödie den passend eleganten Stil, und das romantische Lissabon beweist hier einmal mehr, daß es neben Venedig die schönste Filmstadt Europas ist. (hip) Atelier, Cinema, Casablanca (Ol)

Scream - Director's Cut USA 1996, R: Wes Craven, D:Neve Campbell, Drew Barrymore / Originalfassung mit Untertiteln

„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: Für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Kino 46

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shasi Kapoor, Simi Gareqwal

„Ein glitzender, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Bramahnen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Gondel

Sphere USA 1998, R: Barry Levinson, D: Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson

„Ein interessantes Projekt verhieß der Unterwasser-Thriller „Sphere“: Die Vorlage stammt vom Bestsellerautor Michael Crichton (“Jurassic Park“), die Produzenten holten eine hochkarätige Starbesetzung an Bord, und mit Barry Levinson (“Rain Man“) inszenierte ein Regisseur, der für seine gute Schauspielerführung bekannt ist. Dennoch steht als Ergebnis unterm Strich ein dröges Drama, das man besser in der ewigen Dunkelheit der Meere versenkt hätte. Woran hat's gelegen? Zum einen zählt Crichtons bereits 1987 erschienener Roman eher zu seinen schwächeren Werken. Zum anderen mangelt es der Story an Originalität. Hinter jedem „Einfall“schimmern von „Contact“über „Abyss“bis hin zu „Alarm im Weltall“die Vorbilder durch. Daraus haben die „Sphere“-Macher einen mäßig innovativen Genre-Cocktail destilliert.“(Bremer) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- 6 Ziegelhofkinos (Ol)

Das süße Jenseits Kanada 1997, R: Atom Egoyan, D: Ian Holm, Sarah Polley, Bruce Greenwood u.a.

„Es scheint, als hätte die Eisdecke bereits die Geschichte unter sich begraben, in sich verewigt. Bei einem Unfall mit dem Schulbus kommen die Kinder einer kleinen Gemeinde in Norden der USA ums Leben. Untrennbar ist die weiße Einöde nun mit der Handlung verbunden. Der Schnee legt sich nicht nur über Berge und Wälder, auch über den Schmerz der Hinterbliebenen. Ein Anwalt, ein Fremder, versucht die Eltern zu einer Klage gegen die Busgesellschaft zu bewegen – auch er schleppt eine schmerzliche Erfahrung mit sich herum. Schicht für Schicht dringt dieser Film ins Zentrum des Geschehens vor, macht den Verlust erfahrbar. Atom Egoyan konfrontiert mit Ereignissen, die außerhalb unseres Vorstellugsvermögens liegen. Warum dieser Unfall an diesem Tag? Das fragt sich am Ende auch der Zuschauer.“(tip) Cinema

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. Den Bildern ist keine explosive Kraft, eher eine implodierend Qualität eigen. Hierin liegt die Überraschung des Films - und sein ästhetischer Reiz. Als hätte ihm das Pathos des Themas Ehrfurcht vor der Historie aufgenötigt, läuft Camerons Special-Effect-Maschine wie gedrosselt. Die Katastrophe spiegelt sich am wirkungsvollsten in den Gesichtern der Opfer.“(epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Muwi (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

W

Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman

"Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit (“Independence Day“), Actionheld (“Air Force One“), Mörder (“Absolute Power“) und Trottel (diverse) auf der Leinwand zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. Und daß die Realität die Satire so schnell eingeholt hat, ist nur die beste Bestätigung dafür, wie treffend die Autoren Larry Beinhart und David Mamet hier die Zustände in ihrem Heimatland analysiert haben. (hip) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Washington Square USA 1997, R: Agnieszka Holland, D: Jennifer Jason Leigh, Albert Finney, Maggie Smith

"Wie obzön - Deine Mutter mußt ihr Leben lassen, damit Du Deinen Platz auf dieser Erde einnehmen kannst.“Dr. Austin Sloper kann seiner Tochter den Kindbett-Tod seiner geliebten Frau nicht verzeihen. Von Catherines Unzulänglichkeit überzeugt, sieht er für das Liebeswerben des charmanten, aber mittellosen Moris Townsend nur einen Grund: Er muß ein Mitgiftjäger sein. Sloper untersagt die Verbindung und stürzt die leidenschaftlich entflammte Catherine damit in einen schicksalhaften Konflikt. Viele Kinogänger machen um Kostümfilme einen ähnlich großen Bogen wie um französische Dialog-Filme. Alle anderen können sich auf eine gefühlsintensive Henry-James-Verfilmung freuen. Jennifer Jason Leigh, sonst Spezialistin für verkrachte Existenzen, zeigt sich hier ungewohnt zartbesaitet.“(TV-Spielfilm) Atlantis, City