Affi fühlt sich fit für die Börse

■ Die Norddeutsche Affinerie verbucht satte Gewinne in der Kupferproduktion. Umweltfreundlicher Elektroofen noch zu teuer

Von der Arsenschleuder zur modernsten Kupferhütte Europas: Bei der Norddeutschen Affinerie (NA) boomt es. Bis ins Jahr 2000 will das Unternehmen in den Ausbau der Kupfer- und Edelmetallproduktion 220 Millionen Mark investieren und zum Jahresende, so Vorstandschef Werner Marnette gestern auf der Bilanzpressekonferenz, „fit für die Börse“sein.

Mit 2,1 Milliarden Mark konnte das volksmündlich „Affi“genannte Unternehmen auf der Veddeler Peute seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 21 Prozent verbessern. 60 Millionen Mark Gewinn erzielte die NA im Geschäftsjahr 1996/97, das beste Ergebnis in ihrer Geschichte. Die knapp 2000 MitarbeiterInnen bekamen eine kleine „Sonderprämie“, an die Aktionäre wurden satte 37,5 Prozent Dividende ausgeschüttet.

„Konsequentes Kostenmanagement“, glückliche Marktentwicklungen und hohe Produktionssteigerungen bei gleichbleibenden Energiekosten hätten der „Affi“zusätzliche Einnahmen gebracht. Die Verarbeitung von 691.000 Tonnen Kupferkonzentraten sei „neuer Rekord“, auch die Kupferelektrolyse halte „weltweit eine Spitzenposition“, so Marnette. In diesen „Kernbereichen“sehen die NA-Manager auch die Zukunft. Für 200 Millionen Mark sollen die vorhandenen Produktions- und Verarbeitungskapazitäten ausgebaut werden, so daß die Verarbeitung von über einer Million Tonnen – wie im Unternehmenskonzept „Vision 2000“geschrieben – kein Traum bleibt.

Unklar ist die Zukunft der Rohhütte-Nord: Der hypermoderne Elektroofen, das „Herzstück“sowie „technologisch fortschrittlichste und auch umweltfreundlichste Schmelzaggregat für kupfer- und edelmetallhaltige Sekundärrohstoffe“(Recycling), arbeitet defizitär, weil die Konkurrenten mit veralteten Anlagen kostengünstiger produzieren können. Die Affi war in den 80er Jahren aus dieser „Schachtofentechnologie herausgetrieben“worden, wie es Marnette formulierte, nachdem die taz hamburg 1984 aufgedeckt hatte, daß diese Anlage für die Arsenverseuchung in Hamburgs Osten verantwortlich war.

In den nächsten zwei Jahren soll nun geprüft werden, ob „dieses Segment“erhalten bleibt, so Marnette: „Wir werden uns dagegen wehren – auch schon strategisch gesehen –, daß wir diese Anlage schließen müssen.“Die politisch Verantwortlichen müßten aber dafür sorgen, „daß auch die inländischen Konkurrenten endlich umweltfreundlich nachrüsten müssen“. Kai von Appen