: Polizei verwechselt Geschäftsleute mit Kriminellen
■ Botschaft Großbritanniens bittet Innenverwaltung um Aufklärung eines Übergriffs gegen Geschäftsmann. Nach Angaben des Briten wurde er mißhandelt und durfte nicht telefonieren
Die Berliner Außenstelle der britischen Botschaft hat die Innenverwaltung um eine Stellungnahme zu einem Überfall der Polizei auf ausländische Geschäftsleute am 12. März gebeten. Die sei aber bis heute nicht eingegangen. Von der Stellungnahme hängt laut Botschaftssprecher Jonathan Walthers ab, ob die Diplomaten offiziell gegen das Verhalten der Polizei intervenieren.
Die angegriffenen Männer haben Strafanzeige gegen die Polizisten wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung gestellt. Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck: „Die britische Botschaft hat unser Büro gebeten, sie über den Stand der Ermittlungen zu informieren.“ Bisher hätte sich die Staatsanwaltschaft jedoch nicht gemeldet.
Der britische Geschäftsmann Bery Coy, sein in Rotterdamm wohnender türkischer Partner Saddullah Süren sowie zwei Berliner Türken seien ihrem Anwalt zufolge am 12. März in der Dunckerstraße in Prenzlauer Berg von Polizisten in Zivil aufgefordert worden, sofort aus ihrem Auto zu steigen.
Da sie der Aufforderung nicht schnell genug nachkamen, hätten die Ordnungshüter die Autotüren demoliert und die Geschäftsleute auf den Boden geworfen. Wolfgang Kaleck: „Unsere Mandanten gaben an, ihnen seien sofort Handfesseln angelegt und die Augen verbunden worden. Die Zivilpolizisten hätten sich nicht ausgewiesen und auch die Männer nicht aufgefordert, ihre Pässe zu zeigen.“ Anschließend seien die Männer einzeln in Kleinbussen unter Blaulicht abtransportiert worden, wahrscheinlich zum Platz der Luftbrücke. Dort seien sie vier Stunden lang festgehalten und verhört worden.
Dem Briten Bery Coy wurde nach eigenen Angaben das Recht verwehrt, mit seiner Botschaft zu telefonieren. Dazu Jonathan Walthers: „Wir warten mit einer Wertung, bis wir die Sicht der Innenverwaltung kennen. Sollte dies aber den Tatsachen entsprechen, hätte die Polizei einen rechtsstaatlichen Grundsatz verletzt.“ Die britische Botschaft bat auch die Ausländerbeauftragte Barbara John um Mithilfe bei der Informationsbeschaffung.
Als Grund der ungewöhnlichen Aktion gab ein Polizeisprecher nach vier Stunden eine Verwechslung der Geschäftsleute mit „kriminellen Rumänen“ an. Der Polizist hätte sich entschuldigt.
Das Urban-Krankenhaus verließen die Männer, die Prellungen und Stauchungen an der Halswirbelsäule davontrugen, mit Halsmanschetten. Bery Coy litt zudem unter Hörverlust an einem Ohr. Sein Auto war stark demoliert.
Innensenatssprecherin Isabelle Calbitzer sagte, am Verhalten der Polizei gebe es keine Beanstandungen, weil sich das Verhalten der Beamten „anders darstelle“ als im Bericht der Geschäftsleute. Weitere Angaben wollte Sprecherin Calbitzer wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens jedoch nicht machen. Marina Mai
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