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Spekulationen um Oskar

Die Genossen an der Saar sind sich sicher, daß Lafontaine im Herbst nach Bonn wechselt. Nur der Mann selbst äußert sich nicht eindeutig. Nachfolger steht bereit  ■ Aus Berlin Robin Alexander

Oskar Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes, wechselt nach der Bundestagswahl nach Bonn, glauben Sozialdemokraten im Saarland seit dem Wochenende zu wissen. Nur reden tun sie nicht gerne darüber.

Die wesentlichen wirtschaftlichen Entscheidungen für die Zukunft des Saarlandes würden nicht an der Saar, sondern in Bonn getroffen, sagte Lafontaine am Wochenende in einer Rede. Und weiter: „Deshalb ist es für mich ein Muß, die Interessen des Saarlandes in Bonn zu vertreten.“

In der saarländischen Staatskanzlei war man gestern ratlos über die neu erklärten Absichten des Chefs. „Wir sind daraus bisher nicht schlau geworden“, so eine Sprecherin zur taz. Deshalb enthalte man sich lieber jeden Kommentars. Der SPD-Vorsitzende selbst ließ in Bonn nur knapp erklären: „Kein Kommentar“. Beim designierten Nachfolger für das Amt des Ministerpräsidenten ist man nicht ganz so zugeknöpft. Reinhard Klimmt, Chef von Landtagsfraktion und Partei im Saarland, wird schon lange als Kronprinz gehandelt. „Das Zitat Lafontaines spricht ja für sich“, meinte Klimmts Sprecher Reinhard Knauber zur taz. Sein Chef sei von Lafontaines Ankündigung nicht überrascht worden. „Die beiden stimmen sich immer sehr gut ab.“ Klimmt war gestern nach Frankreich gereist und „gar nicht erreichbar“. Alles getreu dem Motto: „Man kann auch an einer Kamera oder einem Mikrophon vorbeilaufen, ohne daß man reingeschwätzt hat.“ Diese Parole hatte Klimmt seinen Sozialdemokraten auf einer Landesdelegiertenkonferenz in Schiffbach eingeschärft.

Dort fiel er auch, der eine Satz des großen Vorsitzenden, der die Delegierten in Hochstimmung versetzte. Wo „unser Oskar“ nach einem Sieg bei der Bundestagswahl denn am besten für das Saarland wirken könne, rätselten die Delegierten anschließend. Als Wirtschaftsminister, wie 1994 in der Troika angedacht? Wohl kaum. Als Vorsitzender der Bundestagsfraktion? Und was wird dann mit Rudolf Scharping?

„Ein Mann von der Saar wäre in Bonn überall wichtig“, meint Silke Ritz, stellvertretende Sprecherin der Landtagsfraktion. Ob, wann und wohin Lafontaine wechsle, will sie gar nicht wissen. „Es wäre keine erderschütternde Entscheidung.“ Einige Sozialdemokraten wollen Lafontaine auch weiterhin lieber in Saarbrücken wissen. Auch im Bundesrat könne man saarländische Interessen in Bonn vertreten oder „in der deutsch- französischen Kommission der Ministerpräsidenten“. Zitieren lassen will sich damit aber seit dem Wochenende niemand mehr.

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