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Daimler will wachsen

■ Konzern doppelt so groß in zehn Jahren? Hohe Abschreibungen senken Steuerlast

Berlin/Stuttgart (taz/dpa) – In Zeiten des Autobooms greift Daimler-Benz nach Zielen, groß wie seine S-Klasse: Deutschlands größter Industriekonzern will innerhalb von zehn Jahren den Umsatz auf 250 Milliarden Mark verdoppeln und den Ertrag weiter verbessern. „Wir meinen, unsere Perspektiven sind hervorragend“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp gestern bei der Bilanzvorlage in Stuttgart. 1997 lag der Umsatz bei 124 Milliarden Mark. Daimler beschäftigte zum 31. März gut 295.000 Menschen, gut 7.000 mehr als ein Jahr zuvor.

Der Betriebsgewinn nach US- Bilanzregeln war 1997 auf 4,3 Milliarden Mark nach 2,4 Milliarden Mark 1996 gewachsen. Doch der Stellenwert dieser Zahl ist schwierig einzuschätzen. Der Gewinn wäre um eine Milliarde niedriger ausgefallen, wenn wichtige Währungen wie der Dollar nicht gegenüber der D-Mark gestiegen wären. Die Nachbesserung der beim „Elch-Test“ umgekippten A-Klasse und des Kleinwagens Smart kosteten insgesamt 400 Millionen Mark. Hinzu kamen vorgezogene Rückzahlungen von Entwicklungskostenzuschüssen für den Airbus an den Bund von 700 Millionen Mark – Theo Waigel stopft damit Haushaltslöcher – und Kosten für den Konzernumbau von 900 Millionen Mark.

Der Gewinn nach Steuern wuchs in der Bilanz gar auf acht Milliarden Mark, also mehr als vor Steuern. Dieses anscheinend widersinnige Ergebnis kommt zum Beispiel durch einen Buchungsgewinn von 2,9 Milliarden Mark zustande. Er wurde ausgelöst durch eine Sonderausschüttung an die Anteilseigner von 20 Mark je Aktie. Dadurch erhält der Konzern nominell Steuern zurück. Weitere zwei Milliarden Extragewinn auf dem Papier verschönern die Bilanz, weil der Konzern seine Verluste aus vergangenen Jahren schneller abbauen kann als gedacht und die Verlustvorträge nun anders verbucht. rem

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