: Jüdische Präsenz in Argentinien
■ betr.: „Das Nazivermögen am Rio de la Plata“, taz vom 6. 4. 98
[...] Als Argentinierin ärgert es mich, wenn mein Land von Deutschen immer nur mit den deutschen Nazis in Verbindung gebracht wird, wenn es um Einwanderung geht. Nach 1933 wurden viele tausend deutscher Juden in Argentinien mit offenen Armen aufgenommen. Warum wählten die jüdischen Flüchtlinge Argentinien? Das hatte sicher seinen Grund in der Freundlichkeit und Gastfreundschaft dieses Landes, aber auch in den Schriften Herzls im 19. Jahrhundert, der Argentinien als eine der Alternativen zur Auswanderung aus Europa nach Palästina vorgeschlagen hatte. Mit der Folge, daß in Argentinien heute die meisten Juden auf der Welt leben nach den USA und Israel.
Die jüdische Präsenz ist etwa in den Straßen von Buenos Aires ungleich spürbarer als die deutsche.
Sicher fanden nach 1945 auch Nazis in Argentinien Unterschlupf – wie in den USA und anderen Ländern auch –, aber das war eben keine systematische Politik von Perón oder wem auch immer, was Herr Malcher in seinem Artikel glauben machen will.
So ging etwa die Nazizeitung in deutscher Sprache, die Freie Presse, schon in den sechziger Jahren ein, während das viel größere, liberale Argentinische Tageblatt (1889 von Deutsch-Schweizern gegründet) heute noch existiert und stets auf Anti-Hitler-Kurs geblieben war. Sein Chefredakteur war viele Jahre lang der großartige jüdische Journalist Peter Gorlinsky. Auch sollte die Arbeit von Werner Maximo Finkelstein, einem Berliner Juden, nicht unerwähnt bleiben, der das Wochenblatt Semanario Israelita in teils deutscher, teils spanischer Sprache herausgibt. Marcela Ares, Brüssel, Belgien
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