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Gemach, gemach

■ Und also spricht Flimm: In der neuen Spielzeit gibt es am Thalia nichts Neues

Im Thalia bleibt vorerst alles beim Alten, in der kommenden Spielzeit setzt das Theater auf bewährte Stücke. Die Zuschauer können sich auf Premieren von Shakespeares Wie es euch gefällt und Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald freuen. Selbst Kleists Zerbrochener Krug, ohnehin in den Top 10 an Deutschen Häusern, wird inszeniert. „Das“, stellte Intendant Jürgen Flimm auf der gestrigen Spielzeit-Pressekonferenz klar, „ist allerdings ein Geschenk für Peter Striebeck. Er bekommt den Dorfrichter Adam zum 60. Geburtstag.“

Wer also Experimentierfreude und ein moderneres Repertoire sehen möchte, muß weiterhin ins Schauspielhaus gehen. Das kann sich aber bald ändern, verläßt doch Flimm nach der Spielzeit 1999/2000 das Haus. „Ich werde hier niemandem im Wege stehen“, betonte Flimm.

Der neue Mann oder die neue Frau müsse ihren eigenen Weg beschreiten. Gerüchten, er beteilige sich bei der Suche nach dem neuen Intendanten nur, weil er weiter hier arbeiten wolle, trat der gebürtige Kölner entgegen: „Wenn man Vorschläge macht, heißt es, das geschehe aus eigenen Interessen. Macht man keine, wird geschimpft, daß man kein Interesse mehr am Haus hat.“Also halte er in Zukunft sein Maul.

Immerhin wird ein Teil des Ensembles erneuert. Zwölf Schauspieler werden neu ans Alstertor kommen, darunter bekannte Namen wie Siegfried Kernen oder Peter Roggisch. Aber auch junge Mimen wie Angelika Richter, die als Schülerin des Wiener Max-Reinhardt-Seminars direkt zu Gastrollen ins Wiener Burgtheater berufen wurde, sollen das Ensemble verstärken. Wenn das Staatstheater ruft, kommen sie also weiterhin alle. Bei soviel frischem Blut verlassen einige altgediente Kräfte das Haus. „Am meisten schmerzt uns der Weggang Wolfgang Wiens“, erklärte Flimm. Die freiwerdende Stelle als Chefdramaturg wird durch Volker Canaris besetzt.

Finanziell steht das Haus im Moment ordentlich da. Allerdings wird der Sparzwang der Stadt auch das Thalia in die Bredouille bringen. „In der nächsten Saison kommen wir geradeso hin“, rechnete der kaufmännische Direktor Ludwig von Otting vor. Die Einsparungen von 500.000 Mark werden durch freie Rücklagen aufgefangen. In der Spielzeit 1999/2000 wird das Defizit jedoch jetzt schon auf eine Million Mark geschätzt.

Eberhard Spohd

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