Kommentar: Ganz schön forsch
■ Mit ihrem Debüt in der Drogenpolitik könnte Roth zu weit gesprungen sein
Karin Roth hält sich nicht lange mit Vergangenheitsbewältigung und Einerseits-Andererseits-Argumentation auf. Für die knappen staatlichen Märker will sie von Trägern Leistung sehen, möglichst mehr als bisher. Ist die gewährleistet, läßt sie über alles andere mit sich reden. Mit dieser Botschaft stellte sie gestern ihren Politikstil vor, der sich deutlich von der zuweilen unklaren Linie ihrer Vorgängerin unterscheidet.
Erstaunlich ist nicht nur, wie schnell – nach nur zwei Wochen – und wie gradlinig sie die Probleme angeht. Darüber hinaus mildert sie ihren unzweideutig kantigen Kurs mit einem stets strahlenden Lachen und kumpelhaftem Schulterschluß; die auf Konfrontation gebürsteten freien Träger müssen sich von dem Ich-bin-eure-Freundin-Stil geradezu erdrückt fühlen. Der frische Wind läßt manchem die Haare zu Berge stehen. Da wird man sich noch so manches Mal die gute alte Fischer-Menzel zurückwünschen.
Mit ihren Inhalten wird sie sich jedenfalls nicht viele neue FreundInnen in der Drogenhilfeszene machen. Zwar weiß sie Bürgermeister Ortwin Runde hinter sich. Doch über die Notwendigkeit einer zweiten Einrichtung besteht kaum ein Zweifel. Bringen die neuen Fixerräume in anderen Stadtteilen keine Entlastung für das Schanzenviertel, wird Roth das auf ihre Kappe nehmen müssen.
Wer so forsch zur Sache geht, sollte sich seiner Sache sicher sein. Wenn die Koalitionsparteien Roths Bekenntnis zum dezentralen Konzept durch einen zweiten Fixerraum in der Schanze einschränken, ist sie zu weit gesprungen. Silke Mertins
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