: „Puffhunde“als Seefahrer-Mitbringsel
■ Eine Ausstellung in Carolinensiel zeigt Souvenirs von Seefahrern aus 200 Jahren
Carolinensiel. „Was soll ich meinem Mütterchen mitbringen?“Diese Frage stellt sich im Aufgang des ostfriesischen Sielhafenmuseums Carolinensiel (Kreis Wittmund) ein aufgemalter Matrose. Die Frage beschäftigte allerdings auch schon die Seefahrer vor 200 Jahren. Denn Mitbringsel von den langen Reisen auf hoher See in ferne Länder waren sehr gefragt. In Carolinensiel ist bis zum 8. November eine Ausstellung mit Andenken aus zahlreichen Ländern zu sehen. Aufbereitet wurde das Thema „Seefahrer-Souvenirs“im niederländischen Veenkolonial-Museum Veendam (Provinz Groningen). Die Bandbreite der Exponate dieser ersten Gemeinschaftsausstellung reicht von Kapitänsbildern und Buddelschiffen über Porzellan-Figuren bis zu Holz- und Keramik- Arbeiten.
Bei Seefahrern besonders beliebt, berichtet Museumsleiter Manfred Sell, waren die sogenannten „Puffhunde“. Noch heute kursieren über diese Geschenke, meist Spaniel oder Pudel, verschiedene Gerüchte, die allerdings in der Literatur nicht belegt werden konnten. Dennoch wurden die Geschichten ins Begleitheft zur Ausstellung aufgenommen. Demnach stellten die Freudenmädchen in den Hafenstädten die Hunde auf die Fensterbank. Blickten die Vierbeiner nach draußen, wußte der Seemann, daß die Dame frei war. Zeigten die Tiere ihr Hinterteil nach draußen, mußte der Matrose warten oder sich eine andere Frau suchen.
Eine weitere Geschichte erzählt, daß zu Zeiten, als die Prostitution im viktorianischen England verboten war, die Damen den Freiern die Hündchen nach dem Besuch mitgaben, damit sie bei einer Kontrolle sagen konnten: „Ich habe doch nur die beiden Hunde gekauft...“Manfred Sell gibt allerdings zu bedenken: „Hätten so viele von den Hundefiguren überlebt, wenn die Seemannsfrauen von diesen Geschichten erfahren hätten? Sicherlich nicht, die meisten Keramikfiguren wären an einer Wohnzimmerwand gelandet und anschließend zusammengefegt worden.“Der Museumsleiter hält sich da doch eher an die belegten Erzählungen. Demnach waren und sind auch heute noch die Hunde eher auf dem Kaminsims zu finden.
Holzarbeiten aus Rußland, Porzellan aus dem fernen Osten, Ölgemälde aus Italien, Geschirr aus England oder Salpeter aus Südamerika, aber auch Souvenirs, die von Holländern aus Deutschland oder von deutschen Seefahrern aus den Niederlanden mitgebracht wurden, runden die Ausstellung im Sielhafenmuseum Carolinensiel ab.
Udo Jensen, dpa
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